All about… Warwick Schiller!

All about… Warwick Schiller!

Auf den Spuren großer Horseman

So weit, so gut!
Teil 2 unserer Weiterbildungsreise führt uns viele Meilen über den Highway nach Norden. Wir sind sehr neugierig, Warwick Schiller (NRHA Reserve World Champion und renommierter Horsemanship Trainer) persönlich kennen zu lernen. Wir sind große Fans seiner „Principles of Training“ auf www.warwickschiller.com und dürfen ihn auf seiner Ranch in Hollister besuchen. Den Termin haben wir bereits vor mehreren Monaten vereinbart – wir sind leicht nervös, ob er sich überhaupt noch daran erinnert? Die Tore zu seiner Ranch sind weit geöffnet und wir fahren auf sein Anwesen. Wir erkennen ihn sofort, er ist gerade damit beschäftigt ein Pferd abzuduschen. Und wie er sich erinnert 😉 …

Auf Tuchfühlung mit den Schillers

Mit ausgebreiteten Armen und breitem Grinsen kommt er auf uns zu und begrüßt uns mit festem Händedruck. Er ist herzlich und gänzlich unkompliziert, Minuten später sind wir mit seiner Frau Robyn und seinem Sohn Tyler ins Gespräch verwickelt. Wir sehen kaum Personal, alle drei arbeiten fleißig auf der Ranch und jeder hat seine eigenen Aufgaben. Wir kommen in den Genuss einer ausführlichen Führung und Warwick stellt uns seine Pferde vor: Bundy und Sherlock kennen wir aus seinen Videos bereits sehr gut. Auf seiner gepflegten Ranch befinden sich ein großer Reitplatz, ein Roundpen, ein Stallgebäude mit 6 Boxen mit Paddocks und mehrere eingezäunte Koppeln.

Im Anschluss führen wir unser vorher angekündigtes Video-Interview mit ihm, dass wir immer im Rahmen unserer Pferdereisen #ranchgirlsontheroad mit beeindruckenden Pferdemenschen drehen. Abends freuen wir uns über die persönliche Einladung der Schillers zum Abendessen, wir sitzen gemütlich im kleinen Kreis im Freien und essen Pizza. Die nächsten Tage bringen wir damit zu, verschiedene „Problempferde“ zu analysieren und Techniken beziehungsweise Übungen kennen zu kennen zu lernen, um Besitzer wie Pferd zu helfen.

Warwick Schiller im Portrait

Geboren und aufgewachsen in Australien, begann er schon als kleiner Junge zu reiten. Fasziniert vom Westernsport, beschloss er Anfang 20 für ein Jahr nach Amerika zu gehen. „Ich wollte die wirklich coolen Manöver wie Spins, Slidingstops und Rollbacks lernen“, erzählt uns Warwick Schiller. Das Rückflug Ticket nach Sidney bereits in Händen, erhielt er spontan ein verlockendes Angebot als Pferdetrainer in Kalifornien zu arbeiten. Er musste nicht lang überlegen und kehrte seiner Heimat Australien den Rücken, um seinen Traum als Pferdetrainer in Erfüllung gehen zu lassen. Mittlerweile lebt er mit seiner Frau Robyn, zwei kleinen Hunden und seinen Pferden auf seiner eigenen Ranch, mit einem hübschen Reitplatz, einem großen Roundpen, mehreren Paddocks und Koppeln. Heute arbeitet Warwick mit Pferd und Reiter aller Disziplinen. Sein großes Talent ist die Fähigkeit, sein Wissen leicht verständlich und gespickt mit amüsanten, aber anschauungsgetreuen Beispielen zu vermitteln.

Neues Mindset: eine veränderte Trainingsphilosophie

Als Pferdeausbilder trainierte er viele Jahre erfolgreich auf der Grundlage des klassischen Natural Horsemanship mit autoritärem, aber fairen Zugang und positiver Verstärkung. Mittlerweile legt er bei jeder Begegnung mit Pferden großen Wert darauf, eine emotionale Verbindung zu aufzubauen. Wie er das anstellt? „Die große Kunst ist dem Pferd zuzuhören und seine Botschaften richtig zu lesen, anstatt vermenschlichte Geschichten in ihre Reaktionen hinein zu interpretieren.“

Botschaften, die sich in zahlreichen, winzig kleinen Reaktionen ausdrücken, sobald er mit einem Pferd arbeitet: Die Veränderung der Position der Ohren, die Blickrichtung, die Bewegungen um das Pferdemaul und Nüstern, die Konsistenz der Muskeln, die Aktion der Hufe, die Bewegung des Schweifs etc. Imposant, wie er nach jeder gestellten Aufgabe die Fähigkeit besitzt, all diese Reaktionen beim Pferd in Sekundenschnelle, gesamtheitlich zu interpretieren und entsprechend darauf zu reagieren.

Warwick Schiller verfügt über die wertvolle Eigenschaft, in jeder Situation ruhig und gelassen zu bleiben. Bei allen Antworten der Pferde nach einer Aufgabe gibt es für ihn kein „richtig“ oder „falsch“. Immer nur ein „besser“ oder ein „schlechter“, wobei er jedes „besser“ immer sofort mit einer langen Pause belohnt.

Das Training

Im Laufe vieler Jahre hat Warwick eine Liste mit zwölf Ausbildungsgrundsätzen, den „Principles of Training“ zusammengetragen. Jedes „Problem“ mit einem Pferd, kann auf Basis dieser Prinzipien gelöst werden. Meditation hat vieles in seinem Leben verändert! Es geht um Achtsamkeit, dem Pferd zuzuhören und dem Faktor Zeit, dem Pferd mit Geduld zu begegnen. Wieder ist es die Atmung, die uns im Pferdetraining begegnet: bei „besseren“ Reaktionen belohnt Warwick, zusätzlich zur Pause, mit einer tiefen Bauchatmung. Die Reaktion ist bemerkenswert, die Entspannungssignale zeigen sich bei den Pferden innerhalb kürzester Zeit. Jetzt heißt es nicht stören und dem Pferd Zeit lassen, um den Prozess nicht zu unterbrechen. Tatsächlich „übernimmt“ dann der Parasympathikus – der „Ruhe- oder auch Erholungsnerv“ – beim Pferd das Ruder: Angst, Nervosität oder Anspannung werden zunehmend abgebaut. Erst im entspannten Zustand ist das Pferd lernbereit und kann sich besser auf uns konzentrieren.

Die Kraft der Vorstellung

Allein die mentale Vorstellung jeder Aufgabe als erste Energiestufe, vor der schrittweise gesteigerten physischen Hilfengebung, trägt bei regelmäßigem Training dazu bei, das Pferd später subtil und scheinbar nur mehr mit Gedanken zur gewünschten Aktion zu bewegen. Im Umgang mit dem Pferd wirkt es tatsächlich so, als könnte Warwick Pferde nach mehreren Wiederholungen der Aufgabe durch seine bloße Vorstellungskraft bewegen. Dazu nutzt er die mentale Vorstellung zunächst als erste Energiestufe, um dem Tier eine Aufgabe zu stellen. Danach steigert er die physischen Hilfen schrittweise, bis es reagiert. Diese Hilfen fährt er nach und nach wieder zurück – bis das Pferd sich scheinbar allein auf Basis seiner Gedanken bewegt. Nur wer bei der Arbeit mit dem Pferd konzentriert bei sich und dem Tier ist, darf auch von seinem vierbeinigen Freund die volle Aufmerksamkeit erwarten.

Unser Fazit: Es waren anstrengende, heiße, aber wieder sehr lehrreiche Tage für uns. Wir sind sehr dankbar, Warwick persönlich kennengelernt und erlebt zu haben. Und weil es so schön war, gönnen wir uns danach ein paar Tage Entspannung! Wie? Selbstverständlich am Strand, aber nicht ohne Pferde! Wir können einfach nicht anders…

Beachride in Santa Barbara, Kalifornien

Das Interview

Warwick Schiller – ein #grossartigerpferdemensch ganz persönlich im Interview, mit spannenden Einblicken über seine Veränderung als Trainer und Horseman! Das ganze Interview mit deutschen Untertiteln kannst du dir hier ansehen.

Die Bestandteile des Videos:

  • Wie sieht dein Pferde-Werdegang aus?
  • Welchen Rat würdest du heute deinem „14-jährigen Ich“ in Bezug auf Pferde mitgeben?
  • Wann empfiehlst du NHS bei Pferden?
  • 3 Ratschläge an (zukünftige) Pferdebesitzer?
  • Was begeistert dich an deiner Arbeit mit Pferden?
  • Wer hat dich in deinem Pferdeleben am meisten beeinflusst?
  • Was ist das Schönste an deiner Arbeit mit Pferden?

Aus Liebe zum Pferd, Eure Ranchgirls

Monty Roberts – not a shy boy at all!

Monty Roberts – not a shy boy at all!

Unser Erfahrungsbericht über einen einwöchigen NHS Kurs „Monty`s Special Training“

„Sich zu bilden heißt, lernen zu wollen, wie alles geschieht“, wussten schon die alten griechischen Philosophen. Für uns ein ständiges Credo, sind wir als Horsemanship-Trainer regelmäßig, weltweit auf den Spuren spannender Pferdemenschen unterwegs, um permanent weiteres Wissen aufzunehmen. Teil 1 unserer aktuellen Reise, führt uns in das Monty Roberts International Learning Center in Solvang, Kalifornien.

Aber zunächst heißt es einmal: Komfortzonen überschreiten. Denn nach einem anstrengenden Langstreckenflug auf einem der größten Flughäfen der Welt einen Mietwagen zu übernehmen und in das nächste Motel zu fahren, um sich auszuschlafen – ja – das ist schon mal eine eigene Herausforderung! Am nächsten Tag nach dem Frühstück fühlen wir beide uns wie im Film „Thelma & Louise“: in einem urgemütlichen Chrysler cruisen wir über Highways in das sonnige Hinterland Kaliforniens, die Adresse im GPS führt uns nach Solvang, zur berühmten „Flag is up Farms“. Die lange Zufahrtsstraße zu seiner Farm ist von einer imposanten Baumallee gesäumt, gleich daneben befinden sich riesige Pferdekoppeln. Während wir hier entlangfahren, sehen wir zahlreiches Wild auf seinem Gelände herumlaufen, welches zwar keine Angst hat, aber auch nicht zahm ist.

Monty Roberts ganz persönlich

Es gibt #grossartigepferdemenschen, die eine ganz besondere Aura ausstrahlen! Vor dem Schulungsraum steht Monty Roberts und kommt freudestrahlend auf uns zu, um uns zu begrüßen. Aus seinem Alter macht er kein Geheimnis, mittlerweile 84 Jahre alt, geht eine starke Energie von ihm aus: freundlich und selbst kontrolliert, seine stahlblauen Augen haben einen durchdringenden Blick. Man merkt sofort, er ist ein energischer Mensch, ein Blick auf die Uhr reicht und es geht pünktlich los. Jeder Tag dieser Woche beginnt mit einem theoretischen Teil, wo Monty Roberts über die jeweiligen Themen, das geplante Programm und Abläufe bzw. Übungen spricht. Wir merken in jedem Themen-Block, wie intensiv er sich mit Pferden auseinandersetzt. Wie viele Gedanken er sich über traumatisierte Pferde und ihre Besitzer in seinem Leben gemacht hat. Sein all durchdringender Wunsch dahinter, diesen Tieren zu helfen und Besitzern jede Art von Gewalteinwirkung abzugewöhnen. Und uns nach dieser Woche als veränderte, positivere Menschen in die Pferdwelt zu entlassen.

Wenn große Männer Emotionen zeigen

Gleich am ersten Tag erfahren wir von einem sehr berührten Monty Roberts eine traurige Geschichte: Vor über einem Jahr hat eines der frei herumlaufenden Rehe Drillinge bekommen. Üblicherweise ist es bei Zwillingen schon schwierig, dass beide Jungtiere gut entwickelt aufwachsen, bei Drillingen ist es allerdings unmöglich, dass alle drei Jungtiere überleben. Das dritte Tier war ein winziger Rehbock im Miniaturformat. Anstatt der Natur freien Lauf zu lassen, beschloss Monty Roberts, sich um eben genau dieses Tier zu kümmern. Da er ein besonderes Naheverhältnis zur englischen Queen, Elizabeth II hat, bat er sie um einen schönen Namen. Es wurde ein „Benni“ daraus – er war überrascht über diesen sehr einfachen Namen. Doch sie leitete den Namen von „Benediction“ ab, was übersetzt so viel wie „Der Gesegnete“ bedeutet und so befand er ihn für würdig. Er zeigte uns eine Fotomappe mit vielen Bildern der Aufzucht, wie sich Benni sogar in seinem Haus aufhielt, wie er mit ihm spazieren ging und allerlei lustige Schnappschüsse. Leider ist Benni in der Vorwoche vor unserer Ankunft gestorben, denn dieser kleine Rehbock hatte ein sehr schwaches, unterentwickeltes Herz. Es wäre nicht Monty Roberts, wenn er das Verhalten dieses Fluchttieres nicht genauestens beobachtet und analysiert hätte. So war es tatsächlich ein Segen, denn er konnte während der 14 Monate Lebensdauer viele neue und wertvolle Schlüsse ziehen. Unter anderem, wie extrem stark ein Fluchttier eine emotionale Verbindung zu einem Menschen aufbauen kann. Nie hätten wir angenommen, dass uns Monty Roberts so tiefe Einblicke in sein verletztes Herz gewährt.

Monty Roberts Join-Up

Sicher in der Praxis

Wir tragen Reithelme bei allen Übungen, die wir im Roundpen oder in der Reithalle am Pferd absolvieren. Monty Roberts stellt jede Aufgabe vor und erklärt, worauf zu achten ist. Gestartet wird mit seinem berühmten „Join-up“ im Roundpen. Der Ort, wo er den Dialog mit dem Pferd auf partnerschaftlicher Ebene entwickelt, den er als junger Mann bei der Beobachtung der wilden Mustangs in der Hochwüste beobachtet hat. Hier heißt es bereits gut aufpassen, denn später werden auch wir unter seinen kritischen Augen ein „Join-up“ durchführen. Jeder minimale Grad Abweichung zu viel in unserer Körperhaltung wird von ihm gnadenlos aufgedeckt und infolgedessen die Reaktion des Pferdes erklärt. Wir freuen uns über anerkennende Worte und Lob von ihm, da er sofort bemerkt, dass wir mit dieser Arbeit sehr vertraut sind. Selbstverständlich auch über kritisches Feedback, denn schließlich wir sind hier um zu lernen!

Unser 1. Joiun-Up mit Monty

Wir verfolgen den Ablauf einer kompletten „Join-up“ Kette, wo das junge Pferd desensibilisiert und an Zaumzeug, Sattel, Reiterdummy „Ardelle“ (wie sie Monty liebevoll nannte) bzw. schlussendlich an den Reiter gewöhnt wird. Wir lernen den richtigen Einsatz des Dually Halfters kennen und den korrekten Umgang mit der Doppellonge. Wir erfahren von der Hufschmied-Koryphäe Ada Gates über wichtige Faktoren für den korrekten Hufbeschlag. Sie war die erste und berühmteste weibliche Hufschmiedin in den USA, wir lieben sie sofort für ihr offenes, sehr lautes Lachen.

Ada Gates, Hufschmiedin

Die Themenbereiche der Woche sind sehr komplex: Theorie- und Praxis wechseln immer wieder ab, dabei geht es inhaltlich auch um weitläufigere Themen wie zB. korrekte Bauchatmung, Anti-Aggressions/Wut Übungen, Kontrolle über den eigenen Herzschlag, Wissen und Einsatz unserer Körpersprache. Wir lernen unterschiedliche Yogaübungen, um innere Ruhe zu entwickeln, uns zu stabilisieren und zu stärken. Diese Übungen richtig vor dem Reiten praktiziert, helfen uns in unserem Inneren vorbereitend zu sammeln und auf das Pferd zu übertragen – ergo uns zu synchronisieren.

Monty’s original nachgebauter Saloon

Monty Roberts verbringt fast 90% der Zeit in dieser Woche mit uns. Auch in der Mittagspause sitzen wir mit ihm zuhause auf der großen Terrasse seines Hauses mit fantastischem Blick über seine Ranch und plaudern über Dies und Das. Sogar einen kleinen Rundgang haben wir erhalten – der gemütliche Saloon mit Bar und Billardtisch gefällt uns besonders.

Kommunikation mit Mustangs

“Rohe” Mustangs im Gentling-Pen

Die Arbeit mit unberührten Wildpferden ist ein spannender Bereich für uns, selten haben wir in unserem gewohnten Umfeld die Möglichkeit dazu. Sie sind absolut roh und noch nicht einmal halfterführig. Zunächst werden sie in seiner Ranch in einem „Gentling Pen“ an Begrenzungen und Berührungen gewöhnt. Ihre erste Aufgabe ist, in eine schmale Einfriedung hineinzulaufen und dort ruhig stehenzubleiben. Laufen sie hinein, werden langsamer oder bleiben stehen reagieren wir mit einer tiefen Bauchatmung. Laufen sie hinaus, reagieren wir mit einer schnellen, flachen Brustatmung. Es klingt unglaublich, aber das neue Wissen über die richtige Atemtechnik in der Praxis angewendet, beweist, wie wir die Bewegungen dieser Pferde steuern können. Nachdem die Mustangs die Einfriedung als angenehmen Rückzugsort identifiziert haben, schließen wir die Tore und arbeiten mit einem künstlichen Arm an der Desensibilisierung von Hals, Rücken und Beinen. Die Gewöhnung erfolgt dabei immer paarweise, ein junges Pferd wird mit einem bereits erfahrenen Pferd zusammengespannt. Nach positiven Ergebnissen werden die sensiblen Tiere wieder entlassen. Wir stellen fest, dass diese Arbeit wohl eine längere Zeit in Anspruch nehmen wird und dieser Tag nur einen kleinen Puzzle Stein ihrer Ausbildung darstellt.

Stolz holt Monty Roberts den mittlerweile 26-jährigen Mustang Methusalem „Shy Boy“ von der Koppel, bekannt aus seinem Buch „Shy Boy: Gespräche mit einem Mustang“. Während eines dreitätigen dramatischen Ritts konnte er das Vertrauen des kleinen Mustangs gewinnen und sich mit ihm verbinden. Wir sind sehr dankbar, beide Legenden persönlich kennengelernt und erlebt zu haben.

Unser Fazit:

  • Der persönliche Einsatz von Monty Roberts und seinem Co-Trainer Team waren unübertrefflich und sehr herzlich
  • Wir lernten ihn, in dieser Woche als jemanden kennen, der rund um das Thema Pferd mit großer Leidenschaft beseelt ist
  • Der Unterricht dauerte oft wesentlich länger, als geplant
  • Wir fühlten uns weniger als Studenten, sondern mehr als Teil des Teams und konnten sehr viel „hands-on“ mit den Pferden arbeiten
  • Monty Robert`s Englisch war großartig zu verstehen, wir konnten aufgrund seiner Wortwahl und Satzkonstellation mühelos kommunizieren
  • Fragen an ihn waren jederzeit willkommen und wurden ausgiebig behandelt
  • Die Teilnehmergruppe von ca. 20 Personen, war international vertreten und gut überschaubar – wir konnten viele neue Freundschaften knüpfen
  • Obwohl August, war das Wetter perfekt, morgens einen leichten Sweater, ab Mittag reichte ein T-Shirt
  • Reithelme als Sicherheitsvorkehrung sind Pflicht – es gibt genügend vor Ort zum Ausleihen
  • Da man sowieso nie auslernt, war das wieder eines unserer Highlights bei und mit Monty Roberts

Aus Liebe zum Pferd, Eure Ranchgirls

Kennst du die Beruhigungssignale deines Pferdes?

Kennst du die Beruhigungssignale deines Pferdes?

Kannst du die Körpersprache deines Pferdes lesen? Wie würdest du es interpretieren, wenn du auf der Koppel auf dein Pferd zugehst und es plötzlich wegschaut. Denkst du, es ist abgelenkt oder gar respektlos? Oder angenommen, es beginnt zu gähnen, ist es dann müde oder eher gelangweilt?  Oder wenn es sich extrem langsam vorwärts bewegt, ist es dann faul? All das sind starke Hinweise von unseren Pferden, aber verstehen wir sie auch richtig? Oft werden diese kleinen Signale fälschlicherweise als Ungehorsam oder Widerstand interpretiert.

Pferde sind stumme Lebewesen, aber ihre Sinne sind um einiges schärfer als unsere. Das sollte uns in jeder Situation bewusst sein. Egal ob wir neben unserem Pferd stehen oder in seinem Sattel sitzen. Jeder von uns weiß, wie eindeutig die Kommunikation untereinander in der Herde erfolgt, aber leider übersehen wir oft die feinen, minimalen Gesten. Sei es aus Unwissenheit oder weil einfach die Zeit oder die Bereitschaft fehlt, genau hinzuhören. Aufgrund unserer Intelligenz halten uns zwar für „die Krone der Schöpfung“, nehmen uns aber viel zu wenig Zeit zu beobachten, uns einzufühlen und wahrzunehmen.

Pferdebotschaften für Beruhigungssignale

Wohin geht der Fokus des Pferdes?

Pferde sind in der Lage ein sehr breites Spektrum an Information beruhigender Signale zu vermitteln. Das kann beispielsweise Wegschauen, seitliche Ohren, Gähnen, Strecken, Lippenlecken oder Fressen sein. Sie zeigen diese Signale zeigen, wenn sie Stress bekommen und Stress „auflösen“ wollen. Nicht nur bei sich selber, sondern auch dem Pferd oder Menschen gegenüber. Die Botschaft dahinter lautet „Bitte senke deinen Stresslevel – dein Energielevel ist zu hoch für mich“!

Entspannungssignal oder vielleicht Stressabbau?

Und was machen wir Menschen gerne? Wir ziehen unsere Pferde am Halfter zurück und zwingen sie in unsere gewünschte Position. Wir ignorieren ihre Botschaft und erhöhen stattdessen einfach unsere Lautstärke, weil wir der Ansicht sind, dass sie uns nicht zuhören. Mittels Lautstärke in unserer Stimme (was leider in der menschlichen Natur liegt), oder „Lautstärke“ in unserem Handeln.

Wie geht es denn eigentlich uns damit, wenn wir auf Menschen treffen, die laut oder aggressiv sind? Also ich neige erstmal dazu mich etwas zur Seite zu drehen um aus „der Schusslinie“ zu kommen und betreten wegzuschauen. Für mich persönlich ist es ein richtiger Horror, wenn mich ein aggressiver Mensch bedrängt oder gar lautstark zu schreien beginnt. Nun, die Menschheit ist aber leider so, lieber wählen wir Aggression und beginnen Kriege. Aber ist das eine angemessene Reaktion eines guten Pferdemenschen? Definitiv nicht, denn auf lange Sicht werden wir einen Kampf mit mehreren 100 kg Lebendgewicht immer verlieren.

Bewusstes, richtiges Atmen

Also sollten wir damit beginnen, Vertrauen in unser Pferd aufzubauen, indem wir lernen, diese Signale zu respektieren oder sogar zu belohnen. Eine tolle Methode Stress zu reduzieren, ist sich unseres Atems bewusst zu sein. In unserem Training arbeiten wir sehr stark mit unserem Atem: Einatmen – um unser Pferd in eine schnellere Gangart zu bringen, Ausatmen – um es in eine langsamere Gangart zu bringen, tief und ruhig Atmen – um eine friedvolle und einladende Stimmung um uns zu schaffen. Noch ein großer Vorteil: wer tief ein- und ausatmet, kann nicht quasseln, sondern einfach nur still sein und seine eigene Aura erspüren. Die Verwendung unseres Atems ist ein unglaublich starkes Hilfsmittel, auf das alle Pferde achten, viel mehr, als wir ahnen.

Jedes Pferdetemperament zeigt Signale anders

Es braucht einige Zeit – vor allem eine ruhige Zeit – bis wir die Körpersprache unseres Pferdes lesen lernen. Abhängig von ihrem Temperament (plus die Erfahrungen aus ihrer Vergangenheit) sind sie recht unterschiedlich. Der verschlossene Melancholiker zeigt beim Abholen von der Koppel wahrscheinlich sehr wenig Signale, aber das können wir fördern, indem wir ihn für überschwänglich belohnen. Ihn damit einladen, mehr mit uns zu kommunizieren. Der panische Choleriker wird unter Umständen sehr dankbar darauf reagieren, wenn man beim ersten Anzeichen seiner Beruhigungssignale einfach stehen bleibt und Abstand hält. Vielleicht sogar ein Stück rückwärts geht, um ihm mehr Raum und letztendlich Frieden anzubieten. Wie lange es wohl dauert, bis er den Blick wieder zu dir richtet und du deinen Weg weiter fortsetzen kannst? Ich wette, nicht sehr lange. Probieren geht hier über Studieren!

Aus diesem Grund geben wir unseren Pferden vor der Freiarbeit im Roundpen auch immer mehrere Minuten Zeit, bevor wir mit den Aufgaben beginnen. Eine wertvolle Zeit, um unser Pferd zu beobachten, wahrzunehmen und zu lesen. Es ist nun mal so: die Grundlagenarbeit für eine gute Kommunikationsfähigkeit können wir nur vom Boden aus erlernen, damit wir mit einem besseren Verständnis reagieren können. Und diese Erfahrungen dann parallel vom Sattel aus für ein harmonisches Miteinander weiter anwenden können.

Wir wünschen euch viel Spaß beim Beobachten eures besten Freundes!

Aus Liebe zum Pferd,
Eure Ranchgirls

Pferdevokabular – über die Zonen des Pferdes

Pferdevokabular – über die Zonen des Pferdes

Bei der Kommunikation mit unseren Pferden möchten wir eine starke Grundlage schaffen, um gegenseitiges Verständnis aufzubauen. Dabei sprechen wir mit unserer Energieeinwirkung verschiedene Körperstellen an, um erwünschte Reaktionen in alle Richtungen wie vorwärts, rückwärts oder seitwärts in jeder gewünschten Geschwindigkeit zu erhalten. Zum leichteren Verständnis wird das Pferd in 5 Zonen eingeteilt, wo die jeweilige Energieeinwirkung stattfindet.

Wir unterscheiden bei der Energieeinwirkung in

  • direktes Gefühl (tatsächliche Berührungen mit unseren Händen, dem Seil oder dem Horsemanship-Stick)
  • indirektes Gefühl (mit unserer Absicht/Gedanken, mit unseren Blicken, mit unseren Bewegungen mittels unserer Körpersprache und akustischen Signalen/Geräuschen)

Die Zonen werden für bestimmte Übungen einzeln oder gleichzeitig (bei Kombinationsbewegungen) angesprochen, um die jeweiligen, erwünschten Reaktionen hervorzurufen.

Die Bewegungslinie

Die Bewegungslinie

Grundsätzlich ist es wichtig zu wissen, wie ein Pferd als Fluchttier bei Druck reagiert. Teilen wir das Pferd vor und hinter dem Widerrist grob in zwei Hälften, wird sich das Pferd bei Energie

  • vor dem Widerrist: verhaltend, bremsend oder rückwärts bewegen
  • hinter dem Widerrist: vorwärts oder seitwärts bewegen

Zum besseren Verständnis könnte man sich auch eine sehr weite Halskette vorstellen, die rund um Pferdehals (Widerrist bis Pferdebrust) gelegt wird. Diese Linie ist natürlich nicht bei jedem Pferd an der exakt gleichen Stelle und selbstverständlich auch nicht sichtbar. Sie hilft uns zu verstehen, wie die Bewegungstendenzen auf unsere Energiearbeit hin ausgerichtet, aussehen werden: also Stimulanz versus Reaktion!

Die 5 Zonen im Detail

Die 5 Zonen im Detail

Zone 1 – Verantwortlich für Steuerung  

Bereich: Maul des Pferdes mit Zunge und Laden, Nasenrücken, und der Raum vor dem Pferd, der sich trichterförmig ausbreitet und von beiden Augen gleichzeitig wahrgenommen werden kann.

Zone 2 – Verantwortlich für die Richtung

Bereich: Maul mit Maulspalten, Augen des Pferdes (der empfindliche Bereich); Hals, Schulter und Vorderbeine.

  • Energie von der Seite: bewegt den Kopf (Beispiel: laterale Genickarbeit); Hals und Schulter (und somit die Vorderbeine des Pferdes) seitwärts in eine Richtung
  • Energie von oben: bewegt Kopf und Hals des Pferdes nach unten (vertikale Bewegung)

 Zone 3 – Verantwortlich für Vorwärts und Seitwärts

Bereich: Widerrist bis zum Beginn der Kruppe des Pferdes.

  • Gleichzeitige Energie von beiden Seiten: bewegt das Pferd vorwärts
    (Beispiel Roundpen: Mensch in der Mitte bewegt das Pferd, indem er Energie in die Reiterschenkellage schickt und die seitlich begrenzende Bande von außen bewegen das Pferd vorwärts)
  • Energie von oben: bewegt das Pferd vorwärts
    (Beispiel mittels Horsemanship-Stick tippend über Rücken vom Boden ausgeführt, oder als Begrenzung gegen rückwärtiges Ausbrechen beim Verladen in den Pferdehänger)
  • Einseitige Energie von der Seite: bewegt das Pferd seitwärts

(Beispiel Seitwärtsgänge)

Zone 4 – Verantwortlich für Vorwärts

Bereich: Kruppenbeginn bis Schweifrübenansatz, Hinterbeine

  • Energie von der Seite: bewegt das Pferd vorwärts durch Aktivierung des Motors (Hinterhand) und wirkt seitwärts bewegend (Beispiel Hinterhandweichen, mit dem Huf unter den Körper tretend)
  • Energie von oben: führt tendenziell zum Hals-/Kopfanheben des Pferdes

(Beispiel bei unerwünschtem Grasen)

Zone 5 – Verantwortlich für Vorwärts

Bereich: Schweifrübe sowie der Raum hinter dem Pferd, der sich trichterförmig nach seiner Hinterhand ausweitet.

  • Energie aus dieser Zone (z. B. Traktor, Lärm, Peitsche) bewegt das Pferd tendenziell vorwärts

Persönlicher Bereich – der Respektabstand

Bereich: Distanz um das Pferd herum

Jedes Pferd (wie jeder Mensch auch) hat einen individuellen Bereich um sich herum, in dem andere (rang niedere) Pferde nicht ungefragt eindringen dürfen. Man kann sich diesen Respektabstand wie eine spezielle Luftblase rundherum um das Pferd vorstellen. Dieser „Respektabstand“ ist bei jedem Pferd individuell und sollte auch von uns Menschen anerkannt und berücksichtigt werden. Was aber auch umgekehrt bedeutet, dass ein respektvolles Pferd nicht unerlaubt in unseren Respektabstand eindringen sollte. Außer, wir laden unser Pferd dazu ein, um es zu streicheln oder ihm sonst Gutes zu tun.

In unserem Online-Training gehen wir während der Arbeit mit unseren Pferden auf die jeweiligen Zonen ein, die wir für jede Übung aktivieren müssen. Die Zonen werden zwar während der Arbeit erklärt, dennoch ist es von Vorteil, sich mit den Zonen vorher etwas zu beschäftigen.

Wir wünschen euch viel Spaß beim Trainieren!

Aus Liebe zum Pferd, Eure Ranchgirls

„Try to feel the horse“ – aber wie geht das?

„Try to feel the horse“ – aber wie geht das?

Tom Dorrance beschreibt in seinem Buch „True Unity“ – eine der Bibeln aller Pferdemenschen – wie man als Basis für eine gute Mensch-Pferd Beziehung versuchen muss, Pferde zu fühlen. Er war einer der ganz großen Begründer des modernen Natural Horsemanship und hat vielen Menschen mit ihren Pferden geholfen. Aber wie schwierig erscheint es beim Lesen, den einfachen Worten eines Cowboys zu folgen und sie auch zu verstehen.

Sein Fazit ist, das man nicht einfach mit Standard Reaktionen auf ein Pferd reagieren kann. Im Gegenteil, er beschreibt, wie man als Trainer – und das sind wir als Pferdebesitzer rund um die Uhr – auf unterschiedliche Situationen reagieren muss. Wie wir lernen müssen, uns auf unser Gefühl zu verlassen, das tief aus unserem Inneren kommen soll. Tom Dorrance hat versucht, vielen Menschen Richtungen zu weisen, sie zu unterstützen und zu ermutigen. Aber seiner Meinung nach konnte dieses Gefühl nur von der jeweiligen Person selber kommen, auf das sie sich während ihrer Arbeit verlassen soll.

Wo beginnt gute Horsemanship?
Letztens konnten wir eine interessante Beobachtung machen. Eine Bekannte wollte uns ihre Fortschritte bei der Bodenarbeit mit ihrem Pferd demonstrieren. Sie zeigte zahlreiche einstudierte Übungen mit ihrem Pferd, in die sie ohne Zweifel viel Zeit investiert hatte. Allerdings ohne auf die Reaktionen des Pferdes zu achten. Ihr Pferd spulte die Aufgaben zwar ab, reagierte jedoch mit angelegten Ohren, schnappte nach ihr, versuchte sie zwischendurch zu verdrängen und konnte kaum eine Sekunde stillstehen. Nach jeder Übung drehte sich die Pferdebesitzerin nach uns um und lächelte uns zu. Sie war der Meinung, alles richtig gemacht zu haben.

Ich denke, es ist der ganzheitliche Blick, den Tom Dorrance so gut beschreibt. Er hat unendlich viel recherchiert, um das Wort „feel“, also Gefühl, für uns zu beschreiben. Keine der Definitionen hat ihn wirklich befriedigt. Er beschreibt es als grundlegendes Gefühl für „mind, body and spirit“, also Gefühl für Gemütszustand, Körper und Geist. Ich würde noch das Verständnis für die Natur und Instinkte des Pferdes hinzufügen, aber sicherlich hat der schlaue Pferdeflüsterer das ohnehin in seinen Worten miteinbezogen.

Er versucht uns in dem Buch zu ermutigen, unsere Pferde nicht nur zu reiten, sondern ein Fundament vom Boden aufzubauen. Denn wenn das Zusammenspiel vom Boden aus nicht funktioniert, wird NICHTS mit dem Pferd funktionieren. Am Boden können wir anfangen zu arbeiten und es geistig dort abholen, wo es gerade steht: vielleicht versteht es uns nicht, vielleicht ist es aber auch total gelangweilt oder einfach nur beunruhigt.

In seinem Buch bemerkt er kritisch an, dass die meisten Pferdebesitzer genau das Gegenteil machen: Sie arbeiten nicht daran, wo das Pferd gerade steht, sondern daran, wo sie selber gerade stehen. Oder sind auf der Suche nach einer schnellen Quick-Fix-Lösung für ein spezielles Problem. Mein Pferd macht dies oder das – und in den Augen der Besitzer war es immer die Schuld des Pferdes. Viele seiner Kunden befanden sich rein auf der oberflächlichen Suche nach der einen Antwort.

Lerne dein Pferd zu lesen
Listen to your horse“ – dieser Satz stammt ebenfalls von Tom Dorrance, wir haben ihn schon unendliche Male von professionellen Pferdetrainern gehört, zuletzt auch auf unserer Tour #ranchgirlsontheroad. Pferde können ihre Emotionen so deutlich mit ihrer Körpersprache ausdrücken. Es gibt so viele Anzeichen darüber, wie sie sich tief in seinem Inneren mental fühlen. Aber wir müssen lernen, das zu erkennen und zu fühlen.

Währen der Freiarbeit im Roundpen mit meinem Pferd Dookydoo kann ich genau spüren, wo ich ihn geistig abholen muss. Mit seinem verspielten und neugierigen Temperament lege ich zwischen unseren Übungen immer wieder Spaßeinheiten für ihn ein. Lange Pausen langweilen ihn schnell, er liebt es beschäftigt zu werden. Dann laufen wir beispielsweise im Slalom um Pylonen herum, wo er vor Freude zwischendurch den Kopf in die Höhe wirft und kleine Luftsprünge einbaut. Es ist der klassische Übermut, wobei er sehr genau aufpasst, mich nicht mit seinen Hufen zu berühren. Lässt er einmal eine Pylone aus, bestrafe ich ihn nicht mehr so wie früher, indem ich ihn strengen Blickes sofort nochmals um das Hindernis schicke. Das hat bloß dazu geführt, dass ich mich geärgert habe und Dookydoo verunsichert war. Mein Gefühl sagte mir, dass ich eine neue Strategie entwickeln musste: heute tue ich einfach so, als ob ich das Hindernis absichtlich nicht gefordert hätte. Dann blickt er verwundert zu mir und fragt mit seinem Blick und seinen Ohren: „Echt jetzt, war das jetzt wirklich richtig?“ Mit einem Lächeln auf den Lippen antworte ich „Ja“ und wir arbeiten frohen Sinnes weiter.

In unserem Online-Trainingsprogramm legen wir großen Wert darauf, ein „Gefühl“ für unser Pferd zu entwickeln. Wir zerlegen es sogar in direktes und indirektes Gefühl. Spätestens hier ist es einfach zu verstehen und zu erlernen. All das dauert seine Zeit und funktioniert nur, wenn man ohne Angst, selbstsicher und mit Freude an diese Zusammenarbeit herangeht. Wie ein einer echten Beziehung zu unserem Lebenspartner!

Wir wünschen euch viel Spaß mit eurem besten Freund!

Aus Liebe zum Pferd,
Eure Ranchgirls

Deine Übung für zwischendurch: „Dasein“

Deine Übung für zwischendurch: „Dasein“

Früher gab es Tage, wo ich nach einem langen Arbeitstag zu meinem Pferd gefahren bin und danach frustriert festgestellt habe „Verdammt, heute hat einfach gar nichts geklappt!“.  Rückblickend betrachtet waren das einfach Tage, wo ich nicht ganz bei mir war, in Gedanken noch immer bei der Produktion irgendwelcher Präsentationen, Angebote oder unangenehmen Terminen. Ich war zwar mit meinem Körper präsent, nicht aber mit meinem Geist. Ich war zu viel mit mir selber beschäftigt, so dass ich nicht wirklich wahrgenommen habe, was gerade rundherum passiert. Meine Kommunikation war nicht eindeutig – zwar hat Twister reagiert, aber unsere Magie war nicht da. An solchen Tagen drehte er beispielsweise gerne seinen Kopf weg und ging einen kleinen Schritt zur Seite, wenn ich ihn von seinem Paddock holen wollte, als er mich mit seinem Knotenhalfter kommen sah. Es sind diese kleinen Signale, die aber so unheimlich viel aussagen. Das schlimmste: damals war mir nicht mal bewusst, was für eine starke Botschaft das aus dem Vokabular der Pferdesprache an mich war: „wenn du für mich nicht da bist, bin ich für dich auch nicht da“.

Die Kraft der positiven Gedanken

Leider lassen sich miese Tage im Job nicht vermeiden, sie gehören zu unserem Alltag dazu. Passiert das heute, versuche ich erst einmal bei meinem Pferd „anzukommen“, bleibe bei ihm stehen und versuche positiv zu denken. „Was für ein unheimlich schönes Pferd bist du doch, für ein großartiger Partner! Ich schätze deine Sanftmut und deine Kraft, deine Berührungen durch deine Nüstern in meinem Gesicht, ich liebe es dich zu streicheln.“ Dabei versuche ich zu lächeln (denn wir wissen – Physis beeinflusst Psyche!) und lasse mir viel Zeit. Ich verwerfe alle Gedanken, an die für heute geplanten Leistung und Aufgaben, sondern versuche mich mit ihm zu kalibrieren. Ich schenke ihm meine ganze Aufmerksamkeit, meine Botschaft lautet „du bist mir wichtig“.

Manchmal kann es schon länger dauern, bis er dann wieder diesen einen Tritt auf mich zukommt. Ich bewege mich nicht, wir stehen eine viertel Stunde gemeinsam still und bewegungslos da. Ich bemerke, wie er langsam den Kopf senkt, dabei entspannt und zu dösen beginnt. Er lehnt ganz leicht seinen Kopf an meine Hüfte, so als ob er meine Anwesenheit ganz sachte spüren will und ich passe auf ihn auf. Ich stelle mir vor, wie sein Herzschlag sein könnte und ob ich es wohl schaffen könnte, unseren Herzschlag auf einen Nenner zu bringen.

Auf der Spur nach innerer Verbundenheit

Es fühlt sich wie eine gemeinsame Meditation an und erschafft Frieden. Plötzlich fühle ich unsere gemeinsame Verbundenheit wieder – mental, emotional und physisch zugleich. Ich weiß: meine geistige und körperliche Präsenz ist die Grundlage für unsere wahre Verbindung. Denn wenn wir uns dazu entscheiden unserem Pferd mit Aufmerksamkeit zu begegnen, ernten wir tiefes Vertrauen.

Nehmt ihr euch Zeit für solche Momente? Wir sind der Ansicht, dass diese Übung eine der wichtigsten für den Aufbau eines guten Beziehungsfundaments ist. Jede Minute, die wir darin investieren, zahlt sich für einen sicheren und vertrauensvollen Umgang mit unserem Freund aus. Und eigentlich geht sie soooo einfach …

Wir wünschen euch viel Spaß mit eurem besten Freund!

Aus Liebe zum Pferd,
Eure Ranchgirls