„300-Peck Method“ – gurrt dein Pferd schon oder wiehert es noch?

„300-Peck Method“ – gurrt dein Pferd schon oder wiehert es noch?

Viele Verhaltensanalytiker haben sich damit beschäftigt, wie man Tieren etwas beibringen kann. Ein spannendes Tierexperiment ist die sogenannte „300-Peck-Method“: Tauben wurde die Aufgabe gestellt, über 300 Mal hintereinander auf ein bestimmtes Objekt zu picken. Aha – echt jetzt?! Und warum das? Um herauszufinden, mit welcher Methode Tieren ein bestimmtes Verhalten auf Dauer vermittelt werden kann. Das effizienteste Ergebnis wurde erreicht, indem die Anforderungen sehr langsam gesteigert und die Tiere jedes Mal belohnt wurden. Und das funktioniert so:

Besagte Taube pickt einmal auf ein Objekt und erhält sofort Futter als Belohnung. Somit etabliert sich die Erkenntnis, dass sie eine Belohnung für ihr Verhalten erhält. Wenn das klappt, wird die Anforderungen auf 2x picken erhöht, bevor sie die Belohnung erhält. Dann wird weiter gesteigert auf 3x picken und sofort, bis sich ein Fehler einschleicht. Und jetzt ganz wichtig: wenn das passiert, beginnt dieses Prozedere wieder ganz von vorne – quasi zurück an den Start: also mit der Aufgabe 1 x picken, 2 x picken, 3 x picken usw. Wer kann sich noch an das Videospiel „Super Mario“ erinnern? Das funktioniert auch nach diesem Prinzip: macht man einen Fehler, muss man wieder ganz von Anfang beginnen.

Besonders aufschlussreich für uns, ist aber folgende Tatsache: hat die Taube einmal die Grundsätze gelernt, also ist folglich das Fundament der Aufgabe gelegt, kommen die Erfolge bei höheren Anforderungen umso schneller. Bei der letzten Anforderung, nämlich 300 x hintereinander auf das Objekt zu picken, erfolgte die Steigerung von 250 direkt auf 300. Also ohne die Schritte 251, 252, 253 … „absolvieren“ zu müssen. Das ist doch sensationell, oder? Die Tauben haben die Logik dahinter begriffen und der Erfolg kam im fortgeschrittenen Stadium umso schneller!

Geduld ist der Schlüssel

The good news: dieses Lernprinzip können wir bei unseren Pferden ebenfalls einsetzen. Und wir Ranchgirls arbeiten genau nach diesem Prinzip, denn diese Methode bietet einen einfachen und stressfreien Lernprozess für Tier – und Mensch! Das Einzige, was du mitbringen musst, ist Geduld. Je nach Pferdetemperament (Stichwort Melancholiker) – einen ganzen Haufen an Geduld! In der Praxis ist man oft leicht dazu verleitet zu viel zu fordern, weil eine Übung schon so schön klappt. Für cholerische Menschen ist das übrigens eine große Herausforderung. Denn sie halten Ungeduld ja nicht unbedingt für eine Schwäche, sondern für eine Stärke – typisch Boss. Eine gute Gelegenheit, an sich selber zu arbeiten – Ohmmmmm 😉

In unserem Online-Training, gehen wir bei unserem Lernpfad ebenfalls nach diesem Konzept vor. Wir erhöhen in Kleinstschritten die Anforderungen an unsere Pferde. Ist die Konzentration unserer Pferde dahin und sie machen einen Fehler, gehen wir wieder zurück an den Start und beginnen die Aufgabe von Null.

Konkretes Trainingsbeispiel: Hinterhand weichen lassen

Nehmen wir als Beispiel die Übung „Hinterhand weichen lassen“: Wir beginnen zunächst mit direktem Gefühl (also mit sanfter Berührung) die Hinterhand sauber untertreten zu lassen. Unser Pferd wird während unserer Hilfengebung überlegen, was die richtige Antwort sein kann und wird irgendwann, diesen einen Tritt weichen. Dann erfolgt die Belohnung, indem wir unser Pferd streicheln und Pause geben. Klappt das mehrmals gut, verlangen wir 2 Tritte. Streicheln / Pause! Dann steigern wir uns weiter, bis das Pferd mehrere Tritte schön weicht. Wir arbeiten weiter mit indirektem Gefühl (also ohne Berührung, nur mehr mit unserer Körpersprache) und bitten die Hinterhand weichen zu lassen. Der eine Tritt muss wieder sauber funktionieren, dass innere Vorderbein soll dabei möglichst stehen bleiben. Ist das „abgespeichert“ steigern wir die Tritte weiter nach beschriebenem Schema. Später, bei der Freiarbeit arbeiten wir dann an der 360 Grad Pirouette, ohne uns viel bewegen zu müssen. Und wenn irgendwann ein Fehler auftaucht, gehen wir einfach wieder zurück an den Start und beginnen die Übung ganz von vorne.

Die Vorteile des Konzepts in unserem logisch aufgebauten Online-Trainingsplan:

  • Du und dein Pferd: ihr lernt zuverlässig jede neue Aufgabe ohne Überforderung
  • Die Methode hilft deinem Pferd, motiviert zu bleiben, da es mit einer hohen Erfolgsrate lernt
  • Du lernst deinem Pferd sich immer länger zu konzentrieren und auf dich aufmerksam zu bleiben
  • Du behältst den Überblick und gerätst nicht in Versuchung, Zwischenschritte zu überspringen
  • Dein Online-Trainingsplan ist wie ein Trainingstagebuch, du hast einen guten Überblick über deine Lernfortschritte und erkennst eure Trainingsplateaus sehr deutlich

Beim Schreiben dieser Zeilen bekommen wir sofort Lust in den Stall zu fahren und mit unseren Jungs zu trainieren. Ihr auch? Na dann, nix wie los… 😉

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Wir wünschen euch viel Spaß mit Euren Hotties!

Aus Liebe zum Pferd, Eure Ranchgirls

PS: Folge deinem „roter Faden“ in unserem Online-Trainingsplan mit zahlreichen Übungen und Trainingsanleitungen, möglichen Fehlern und Varianten auf Basis der verschiedenen Pferdetemperamente.

Das Geheimnis guten Lernens

Das Geheimnis guten Lernens

Wie können wir es eigentlich anstellen, effizienter zu lernen?
Wie wir bereits in der Temperamentenlehre gelernt haben, ist unser Gehirn in 2 Hälften geteilt und jede Seite hat ihre eigenen, wichtigen Funktionen:

  • die linke Seite ist die rationale und analytische Seite, sie beschäftigt sich mit Einzelheiten
  • die rechte Seite ist die intuitive und kreative Seite, sie beschäftigt sich mit Ganzheit

Wenn wir eine neue Übung lernen, arbeiten wir zunächst mit der linken Gehirnhälfte und beginnen sie in Einzelbereiche zu zerlegen. Nehmen wir als Beispiel beim Pferdetraining den Richtungswechsel im Roundpen nach innen:

  • Unseren Blick von der Reiterschenkellage auf die Hinterhand des Pferdes richten,
  • gleichzeitig rückwärtsgehen und den Pferdekopf zu uns nach innen ziehen,
  • Handwechsel des Sticks um den Wechsel in die neue Richtung einzuleiten,
  • unseren Blick auf die neue Innenseite des Pferdekopfes/-halses richten
  • und wieder auf das Pferd zugehen.

Fazit: unsere linke Gehirnhälfte arbeitet gerade eindeutig auf Hochtouren. Erlauben wir aber unserer rechten Gehirnhälfte diese Übung zu übernehmen, wird unser Körper automatisch diesen Bewegungsablauf übernehmen und abspeichern.

Deine innere Stimme

Jetzt kommt es aber leider oft vor, dass wir den „Flow“ unserer rechten Gehirnhälfte stören. Dann poppen auf einmal so eigenartig Gedanken auf, wie „Wahrscheinlich wird das Pferd wieder nicht auf mich zukommen!“, oder „Habe ich eigentlich das Auto am Parkplatz abgesperrt?“. Super! Und schon ist unsere Konzentration dahin und die Übung misslingt.

Unser Trainer und Mentor Heinz Welz hat bei unserer Ausbildung diese Gedanken die „innere Stimme“ genannt, die in vielen Lebenslagen auftritt. Oft vollgestopft mit negativen Informationen, das ist dann die „böse innere Stimme“. Die hat unheimlich viel Power, sie stört uns in vielen Lebenslagen, wo sie nur kann. Und sie ist dröhnend laut in unserem Gehirn wie ein Blasmusik-Orchester. Die Konsequenz? Wir beginnen uns selber zu misstrauen, fühlen uns schlecht und sind verunsichert!

Lerne, deiner Intuition zu vertrauen

Damit du deiner Intuition vertrauen kannst, musst du an dich selber glauben und dir vertrauen. Das ist eine schöne Vorstellung, oder? Aber wie können wir lernen, unsere rechte Gehirnhälfte vertrauensvoll und entspannt einzusetzen?

Folgender Vorschlag: nachdem du dir das Video der Übung angesehen hast, fertigst du jetzt einfach ein eigenes „inneres Video“ von der Aufgabe an. Hauptdarsteller sind du und dein Pferd. Entspanne dich, atme tief in deinen Bauch hinein und schließe die Augen. Konzentriere dich und stelle dir vor, wie du die Aufgabe ohne Anspannung und mit Leichtigkeit erfolgreich absolvierst. Fühle, höre und sehe den Ablauf und nimm all deine Bewegungen wahr. Wie hat sich der Richtungswechsel nach innen angefühlt? War er fließend und leicht? Hat dein Pferd kooperiert? Wie sah der Wechsel aus? Ist das Pferd deiner Hilfengebung gleich nachgekommen? War es ein großer Kreis oder hat es sogleich gewendet?  Oder war dummerweise eine Ecke oder gar ein Stehenbleiben dabei? Willkommen linke Gehirnhälfte – sie beginnt schon wieder zu stören!

Spule dein inneres Video nochmal ab! Denn wahrscheinlich gab es ein paar Stellen, wo du nicht ganz klar warst in deiner Kommunikation und dein Pferd entsprechend „falsch“ reagiert, weil nicht verstanden hat. Jetzt wirst du zum Film-Cutter: schneide diese „falschen“ Stellen gedanklich aus deinem Video einfach heraus und schiebe sie in den Papierkorb. Denke darüber nicht mehr nach, denn sie stören. Bedanke dich für die Information und lösche sie jetzt. Gelöscht!

Visualisieren steigert die Lernquote über 50 %

Stattdessen baust du jetzt gute Bilder und Vorstellungen deiner Arbeit in dein Video ein. Jetzt starte dein Video erneut und schau es dir an. Wiederhole diesen Vorgang solange, bis du mit eurem Endergebnis zufrieden bist. Nun hast du alle „falschen“ Sequenzen gelöscht und mit „richtigen“ Sequenzen ersetzt. Auf diese Weise kannst du deine rechte Gehirnhälfte mit ständigen Wiederholungen und Ausbesserungen trainieren. Fühlen sich deine koordinierten Bewegungsabläufe vor deinem geistigen Auge eindeutig und glasklar an? Dann ab in den Stall, zu deinem Pferd. 😉

Wir wünschen dir viel Spaß beim Lernen!

Aus Liebe zum Pferd, Deine Ranchgirls

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Dominanz – ein ungeliebtes Wort

Dominanz – ein ungeliebtes Wort

Während unserer Neuseeland Reise hatte mein Pferd Twister ebenfalls Urlaub: 1 Monat nur Koppel mit seinen Freunden, komplette Reduktion auf „einfach Pferd sein“. Welch Bestürzen nach meiner Rückkehr: anstatt nach meinem Pfeifsignal und körpersprachlicher Einladung zu mir zu kommen, dreht er sich einfach um, geht in die letzte Ecke der Koppel und dreht mir sein Hinterteil zu. Ein Verhalten, dass er so noch nie gezeigt hat! Es fühlt sich für mich furchtbar an, ich nehme es fast als persönliche Beleidigung. Dabei habe ich mich doch schon so auf ihn gefreut, nach der langen Zeit. Meine gute Laune ist dahin. Aber halt, die Emotionen muss ich außen vor lassen. Also gehe ich ruhig an das Ende der Koppel, halftere ihn auf und wir gehen zurück zum Stall. Am Putzplatz prüfe ich kurz, ob gesundheitlich alles in Ordnung ist, das hätte ja auch ein Grund für seine „Unwilligkeit“ sein können. Aber nein, alles soweit in Ordnung.

Also gehe ich in mich und versuche mich in meiner Mitte auszubalancieren: ich lösche meine beleidigten Emotionen und zentriere meine Energie in mir.

Kommunikation im Roundpen

Der Roundpen ist ein guter Ort, um das Thema Respekt wiederherzustellen und Führung zu übernehmen. Ich prüfe seine Folgsamkeit im begrenzten Raum und lade ihn öfters ein, außen vom Hufschlag, zu mir in die Mitte zu kommen. Siehe da, auch hier weigert er sich, am Anfang, zu mir zu kommen und bleibt am Hufschlag einfach stehen. Also fordere ich ihn weiter zur Arbeit mit ein paar lockeren Trabrunden auf. Erneut lade ich ihn mit körpersprachlichen Signalen ein, immerhin kommt er schon 1-2 Tritte Richtung Mitte. Und bleibt wieder stehen. Ich verstärke die Einladung und aktiviere mit dem Stick seine Hinterhand. Aber Twister beginnt am Boden zu schnüffeln und schaut dann demonstrativ in eine andere Richtung. Nach dem Motto: „Wenn ich sie nicht sehe – dann sieht sie mich auch nicht.“ Dann also wieder „arbeiten“ – ich fordere weitere Trabrunden und spreche die Einladung erneut aus. Diesmal klappt es und er kommt wie ein Lämmchen mit gesenktem Kopf schnurstracks zu mir in die Mitte. Es folgt ein tiefer Seufzer und er entspannt sich zusehends. Dafür streichle ich ihn ausführlich und spüre die gewohnte positive Verbindung zwischen uns wiederaufkommen. Ich bedanke mich im Geist bei ihm, genieße unsere Zweisamkeit und beende diese Übung.

Das Ziel von Dominanz

Dominanz und Führung ist etwas, was mir mit meinem melancholischen Temperament überhaupt nicht in die Wiege gelegt worden ist. Ich musste hart an mir arbeiten, um es zu lernen. Und oft fühle ich mich noch immer unwohl, bekomme fast ein schlechtes Gewissen dabei. Aber unsere Pferde sind nun mal von Natur aus darauf programmiert, die Rangordnungsfrage immer wieder neu zu prüfen. In der Herde ist er ziemlich dominant. Wenn wir nicht klar darstellen, wer von uns beiden der Boss ist, bleibe ich über. Denn dann übernimmt Twister selbst die Führung und sein Selbsterhaltungstrieb steht absolut im Vordergrund.

Quelle: pixabay.com

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Dominanz wird oft von seiner negativen Seite interpretiert – es klingt so nach Unterdrückung, Versklavung oder roher Gewalt! Aber tatsächlich ist es nichts anderes, als Beherrschung und Kontrolle. Von der positiven Seite betrachtet, setzt es Führungs- und Verantwortungsbewusstsein voraus. Was erwarten wir uns im Job von einer guten Führungskraft? Eine gute Kommunikation, klare Zielsetzung und konkrete Planung! Wie oft fehlt es in der Praxis an guten Führungskräften, wie sehr wünschen wir sie uns und wie gerne würden wir solche Menschen respektieren!

Gehen wir selber mit gutem Beispiel voran und agieren in unserer 2er Herde so, wie wir es von guten „Führungskräften“ erwarten. Denn auf diese Weise können wir zumindest den Respekt von unseren geliebten Pferden ernten. Dann folgen wunderbare Erlebnisse und sie gehen mit uns durch dick und dünn. Wir können mit ihnen über Feldwege und Wiesen reiten, gemeinsam gemütlich durch den Wald spazieren gehen, oder auch an einem Turnier teilnehmen. Was immer wir wollen!

Aus Liebe zum Pferd, Eure Ranchgirls

Problempferden mit Equine Therapy helfen

Problempferden mit Equine Therapy helfen

Interview mit Vicki Wilson, Hawke`s Bay, Neuseeland
Pferde-Multitalent und Tausendsassa

Im Rahmen unserer Tour „Ranchgirlsontheroad“ müssen wir unbedingt einen Stop bei Vicki Wilson www.vickiwilson.nz einlegen – einer unglaublich spannenden Pferdefrau! Eine prominente Persönlichkeit der neuseeländischen und internationalen Pferdesport-Szene mit Erfolgen auf höchstem Niveau: 2014 hat sie den Weltcup als leidenschaftliche Springreiterin gewonnen. Apropos springen – ihr Rekord mit Sattel liegt bei 1,95m und ohne Sattel bei 1,82m. Als eine der drei „Wilson Sisters“ betreibt Vicki zusammen mit ihren Schwestern das beliebte Showtym-Pferdecamp und spielte in Fernsehdokumentationen und der Serie „Keeping up to the Kaimanawas“ über Neuseelands Wildpferde mit. In einer Echtzeit Dokumentation zeigten sie, wie sie Wildpferde gezähmt und zugeritten hatten. Eine spannende Geschichte, die man auch im Buch „“For the love of horses“ von ihrer Schwester, Kelly Wilson, nachlesen kann.

„Kein Pferd wacht morgens auf und entscheidet:“ Heute ist der Tag, an dem ich unartig werde.“ Problemverhalten ist ihre Art, um Hilfe zu bitten. “

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Equine Therapy, Quelle: vickiwilson.nz

Was uns aber am meisten beeindruckt ist ihr holistischer Ansatz, sie beherrscht einfach alles rund um das Pferd! Sie ist Reiterin aller Disziplinen, Pferdetrainerin, Züchterin, Ernährungsexpertin, Hufschmied und hat über die Jahre eine eigene Heiltherapie „Equine-Therapy“ entwickelt, mit der sie ihre Pferde behandelt. Denn in ihrer Welt gibt es kein Problempferd, nur ein Pferd, das ein Problem hat – schmerzhafte Symptome, die die versteckte Ursache für unerwünschtes Verhalten sind.

Diese Behandlungen finden in der Reha-Phase täglich statt! Damit verbessert sich das Wohlbefinden ihrer Pferde und in logischer Konsequenz die Leistungsfähigkeit deutlich. Üblicherweise dauert eine Behandlung 45 Minuten, sie kann sich aber auch auf bis zu 2 Stunden hinziehen. Ganz individuell, wie intensiv das Pferd die Therapie braucht. Ihre Hingabe und Geduld sind ein wesentlicher Bestandteil ihres Erfolges, aus „schwierigen“ Pferden, die bereits aufgegeben wurden, zufriedene und kooperative Pferde zu machen. Auf Workshops und in Videos teilt Vicki ihr Wissen und gibt praktische Ratschläge und Einblicke, die zu glücklichen Pferden und einer besseren Bindung zwischen Pferd und Reiter führen.

Eine perfekte Pferdewelt

Seit kurzem lebt Vicki an der Ostküste der Nordinsel, nahe Napier. Ihr neuer Reitstall ist dermaßen groß, dass wir sie zunächst einmal nicht finden und uns zwischen all den Koppeln verirren. In einem Land, wo statistisch 18 Einwohner auf einen km2 leben, spielt die Landfläche eine untergeordnetere Rolle. Ihr Betrieb umfasst mehr als 80 Hektar: wir rechnen um, das sind fast 300 Fußballplätze!

Nach ca. 10 Minuten sehen wir sie in einem Golfcart auf uns zukommen und erhalten eine fast 1-stündige Führung. Hier leben ca. 80 Trainingspferde plus zusätzliche Gästepferde! Vicki hält bei den unterschiedlichen Koppeln an und die Pferde kommen sofort – Vicki kennt alle beim Namen. Die gesamte Anlage ist neu gebaut, erfüllt alle Tier- und Trainingsansprüche und ist unglaublich beeindruckend! Selbst einen eigenen Ordinationsraum für den Tierarzt hat sie eingebaut.

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Showtym Girl Vicki Wilson

It`s Showtime!

An einer Koppel bleibt Vicki stehen und deutet auf eine ältere Dunkelfuchs Stute. Es ist „Showtym Girl“, ein Pferd, dass Vicki im Alter von 17 Jahren erstanden hatte. Die damals vierjährige Thoroughbred Stute hatte sich auf einer Weide in einem Zaun verfangen. Vicki konnte sie befreien und kaufte sie ihrer damaligen Besitzerin um NZD 900 vom Fleck weg ab. Ein besonderer Moment – denn es war der Start des berühmten Präfix Namen „Showtym“, den später alle ihre Pferde übernehmen werden sollten. Der Name entstand übrigens aus einem Überraschungsgeschenks ihres Vaters, mit dem Wunsch-Kennzeichen „SH0TYM“ für einen Pferdeanhänger. Mittlerweile darf die Stute Ihr Leben auf saftigen Wiesen mit ihren Fohlen genießen…

 “There are so many riders, but not enough horsepeople.”

Eine Aussage, die wir nur unterstreichen können. Gerade in ihrem Umfeld findet sie es traurig, dass die meisten Pferdebesitzer meistens „nur“ auf das Reiten ausgerichtet sind und ihre Tiere als liebes „Sportgerät“ ansehen.

Aber Vicki ist eine tatkräftige Pferdefrau. Für junge, ambitionierte Reiter hat sie eine eigene Akademie gegründet. Dort lernen ihre Schüler in intensiven Bootcamps und erhalten regelmäßiges Coaching. Ihr langfristiges Ziel besteht darin, eine Gruppe hochspezialisierter Pferdemenschen und Therapeuten auszubilden, die ihre „Equine Therapy“ Philosophie und Techniken einem weltweiten Publikum zugänglich machen.

Das Interview

Wir befragen Vicki zu ihrem Pferdeleben und wollen mehr über „Equine Therapy“ wissen. Das Video mit deutschen Untertiteln dauert ca. 7 Minuten, du findest es auf unserem YouTube Kanal Interview mit Vicki Wilson, Problempferden mit Equine Therapy helfen.

Die Bestandteile des Videos:

  • Wie sieht dein Pferde-Werdegang aus?
  • Welchen Rat würdest du deinem 14-jährigen Ich in Bezug auf Pferde mitgeben?
  • Wann empfiehlst du „Equine Therapy“ bei Pferden?
  • Wie hast du „Equine Therapy“ gelernt?
  • Wie lange dauert eine „Equine Therapy“ Behandlung?
  • 3 Ratschläge an (zukünftige) Pferdebesitzer?
  • Was begeistert dich an deiner Arbeit mit Pferden?
  • Besitzt du auch Wildpferde?
  • Wer hat dich in deinem Pferdeleben am meisten beeinflusst?
  • Was ist das Schönste an deiner Arbeit mit Pferden?

Wir bedanken uns herzlich für das spannende Interview.  😉

Wildpferde flüstern besonders leise …

Wildpferde flüstern besonders leise …

Interview mit Simone Frewin, Paparoa, Neuseeland –
Kaimanawa Expertin, selbständige Managerin von landwirtschaftlichen Betrieben

Kaimanawa (sprich „Kei-man-oa“) Pferde sind Wildpferde aus Neuseeland, die auf einer Fläche von ca. 63.000 Hektar in den Kaimanawa-Gebirgsketten der Nordinsel leben. Wildpferde? Eigentlich nicht! Denn tatsächlich sind es verwilderte Pferde, die von Hauspferden abstammen. Genauso wie Mustangs aus Nordamerika oder australische Brumbies.

Und so war es auch hier: 1814 haben die ersten Siedler Exmoor- und Welsh Mountain Ponys auf ihren Segelschiffen mitgenommen, sie waren damals ein wichtiger Bestandteil des Pionierlebens. Ein Teil dieser Pferde wurde in den 1870er Jahren freigelassen, durch Flucht oder absichtliche Freisetzung aus Farmen und der Kavallerie haben sich andere Pferderassen wie Vollblüter, Araber, Standardbred (Trabrennpferde) und Clydesdale (Kaltblutpferde) mit ihnen eingekreuzt.

Der Mensch: der Verursacher! Die unkontrollierte Vermehrung der Pferde –  in Neuseeland gibt es keine Raubtiere – mit einem Bestand von über zweitausend Tieren hat dazu geführt, dass sie aufgrund Futtermangels in einem sehr schlechten Zustand waren. Den Farmern waren sie ebenfalls ein Dorn im Auge, da sie Weideschäden verursachten, einzigartige Pflanzenarten in der Region waren durch Abgrasen zunehmend vom Aussterben bedroht. 1992 wurde ein „Programm“ entwickelt, um den Bestand zu dezimieren: viele wurden geschlachtet oder einfach durch Abschuss aus der Luft getötet.

Kaimanawa Heritage Horses

Tierschutzorganisationen widersetzten sich diesem grausamen Vorgehen. Mittlerweile erfolgt die jährliche Zählung und Ausmusterung „Musters“ unter den wachsamen Augen der „Kaimanawa Heritage Horses“ (KHH) kaimanawaheritagehorses.org.  Helikopter fliegen über das Gebiet und treiben die Pferde langsam wie in Zeitlupe und ohne jegliche Panik auf abgesperrte Wiesen. Tierärzte achten darauf, dass das Prozedere so fürsorglich wie möglich durchgeführt wird und kontrollieren den gesundheitlichen Zustand der Tiere.

Der Verein „KHH“ engagiert sich ebenfalls dafür, dass die aussortieren Pferde an private Besitzer weitervermittelt werden. Wenn gewünscht, gehen die Pferde vorab an Personen wie beispielsweise Simone Frewin, die sie dann behutsam an Mensch und Grenzen eingewöhnt. Auch die Eignung der neuen Heime werden überprüft und die Besitzer im Umgang mit diesen Pferden begleitet.

Kaimanawas sind aufgrund ihrer Durchmischung oft recht unterschiedlich im Erscheinungsbild. Sie sind kräftig, gut bemuskelt und zeigen alle Farben. Sie erreichen ein Stockmaß von 120 bis 150 cm und zeichnen sich durch ihre Ruhe, Neugier und schnelle Auffassungsgabe aus. Der Name „Kaimanawa“ kommt übrigens aus der Maori Sprache und bedeutet übersetzt „Den Wind essen“, da das Futterangebot in dieser Bergregion sehr karg ist und nicht als Wind übrig ist.

Das Interview

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Gemeinsam mit Simone Frewin auf der Koppel

Wir besuchen Simone Frewin, früher ehrenamtliche „KHH“ „Muster“ Koordinatorin und Pferdefrau in ihrem gemütlichen Zuhause auf einem sanften Hügel. Ihr Haus ist umgeben von grünen Weiden, einer Koppel und einem Roundpen als Arbeitsbereich. Von ihrem Tisch aus im Garten kann man idyllisch ihre eigenen sowie die betreuten Kaimanawa Pferde beobachten, um die sie sich kümmert. Aktuell sind das 14 Hengste aus der letzten Ausmusterung, ihre beiden Hunde Spyder und Ludo springen spielend um uns herum. Überhaupt sehr „tierisch“ hier, Hühner und Schafe gehören ebenfalls zum Inventar.

Wir befragen Simone zu ihrem Pferdeleben und ihren weitreichenden Erfahrungen mit „KHH“, sie gibt uns einen Einblick in den Ablauf einer Ausmusterung.

Das Video mit deutschen Untertiteln dauert ca. 15 Minuten, du findest es auf unserem YouTube Kanal Interview mit Simone Frewin, Neuseelands Wildpferde zähmen.

Ein besonderer Moment

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Die Pferde folgen Simone

Nach dem Interview holt sie ihre Kaimanawa Hengstgruppe von einer entfernteren Weide und wir dürfen endlich ihre Pferde kennenlernen. Sie sind scheu wie Rehe, so dass sich unsere Bekanntschaft auf Basis einer wesentlichen Übung unseres Onlinetraining Planes Modul 1 ausrichtet: Streicheln! Und zwar zunächst nur an Kopf und Hals, mehr lassen die meisten Tiere in diesem frühen Stadium noch nicht zu. „Abhängig vom jeweiligen Pferd kann das einige Tage, aber auch bis zu 3 Monate dauern, bis der nächste Schritt erarbeitet wird“, erzählt Simone.

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Vertrauen aufbauen durch sanfte Berührung

Obwohl einer ihrer Hengste extrem „rüpelhaft“ erscheint, arbeitet sie ausschließlich daran, zunächst das Vertrauen der Pferde zu gewinnen. Das Thema Respekt kommt in der ersten Phase noch kaum zu tragen. Obwohl der kleine Hengst versucht unsere Reaktion abzutesten, indem er leicht nach uns schnappt, setzt Simone wenig Grenzen und drückt das Pferd nur sanft, aber bestimmt zur Seite. Zu wichtig ist ihr dieses erste Stadium, als strenger einzugreifen. Vertrauen aufzubauen ist ein wesentlicher Grundsatz in ihrer Arbeit mit den Wildpferden! Ihr Credo: Go at the horses pace – richte dich nach dem Tempo deines Pferdes!

Die Bestandteile des Videos:

  • Wie sieht dein Pferde-Werdegang aus?
  • Wie bist du mit den Kaimanawa Wildpferde in Berührung gekommen?
  • Erzähle uns etwas über den Verein „Kaimanawa Heritage Horses“ und deine Arbeit
  • Wie kann man sich ein „Muster“ vorstellen?
  • Wieviel kostet ein Kaimanawa Pferd?
  • Welchen Rat würdest du heute deinem „14-jährigen Ich“ in Bezug auf Pferde mitgeben?
  • Wann empfiehlst du NHS bei Pferden?
  • 3 Ratschläge an (zukünftige) Pferdebesitzer?
  • Spezielle Ratschläge für Kaimanawa Pferdebesitzer?
  • Was begeistert dich an am meisten an Kaimanawa Wildpferde?
  • Wie lange dauert es, bis sich in ihrer neuen Situation eingewöhnen?
  • Erkennen sich Kaimanawa Pferde später wieder?
  • Wer hat dich in deinem Pferdeleben am meisten beeinflusst?
  • Was ist das Schönste an deiner Arbeit mit Pferden?

Wir bedanken uns für das spannende Interview. 😉

Wenn weniger viel mehr ist!

Wenn weniger viel mehr ist!

Vor einiger Zeit hatten wir das Vergnügen mit Leo im Roundpen zu arbeiten. Uns ging uns darum, die Kommunikation zu einem fremden Pferd von Null aufzubauen und sein Temperament zu bestimmen. Es ist immer wieder spannend, wie schnell Pferde begreifen, wenn man ihnen rein körpersprachlich Fragen stellt. Und immer ein überaus schönes Erlebnis, wenn Pferde beginnen relativ schnell zu kooperieren bzw, „mitzuarbeiten“, sofern man ihre „Sprache“ spricht. Leo begegnete uns als ein überaus feinfühliges und sensibles Pferd, mit eindeutig phlegmatischen Anteilen.

Welche Temperamente-Kombination?

Ein Temperament aber ist besonders schwer bei Pferden zu bestimmen – und zwar das des Melancholikers! Um es besser verständlich zu machen kann man dieses Pferd als in sich zurückgezogen, schüchtern, ja fast als zurückhaltend beschreiben. Ein Temperament, das ganz viel Bestätigung und Sicherheit benötigt, um sich entspannen zu können. Besonders deutlich kam dieses Temperament am Ende bei der „Einladung“ zum Vorschein. Erst durch liebevolles Fernstreicheln reagiert Leo und kommt vertrauensvoll in die Mitte.

Was genau ist Fernstreicheln?

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Bild 1 – Fernstreicheln

Bild 2 – Einladung

Bild 3 – Anschluß

Bild 4 – Joining

Fernstreicheln ist eine sehr sanfte Technik, um ein noch skeptisches Pferd aus der Ferne zu „berühren“. Wenn das Band des Vertrauens noch nicht sehr stark geknüpft wurde. Wendet man diese Technik das erste Mal an, kann man sich dabei (von anderen beobachtet) schon etwas eigenartig fühlen. Dennoch ist es ein unheimlich wirkungsvolles Werkzeug in unserem Pferdetraining.

Sofort nach dem Joining sprang Leo`s Besitzer auf uns zu und es folgten tief gerührte Umarmungen. Auch für uns ein besonderer Moment, wenn ein stattlicher Pferdemann plötzlich „aufmacht“ und uns seine weiche Seite offenbart. Das Wissen um das jeweilige Temperament und der maßgeschneiderte Umgang kann vielen Menschen völlig neue Zugänge zu ihrem Pferd eröffnen.

Für uns immer eine Ehre und Privileg, wenn wir daran teilnehmen dürfen… mehr dazu in unseren Online-Videos auf YouTube.

Aus Liebe zum Pferd, Eure Ranchgirls