Das Geheimnis guten Lernens

von Apr 10, 2019

Wie können wir es eigentlich anstellen, effizienter zu lernen?
Wie wir bereits in der Temperamentenlehre gelernt haben, ist unser Gehirn in 2 Hälften geteilt und jede Seite hat ihre eigenen, wichtigen Funktionen:

  • die linke Seite ist die rationale und analytische Seite, sie beschäftigt sich mit Einzelheiten
  • die rechte Seite ist die intuitive und kreative Seite, sie beschäftigt sich mit Ganzheit

Wenn wir eine neue Übung lernen, arbeiten wir zunächst mit der linken Gehirnhälfte und beginnen sie in Einzelbereiche zu zerlegen. Nehmen wir als Beispiel beim Pferdetraining den Richtungswechsel im Roundpen nach innen:

  • Unseren Blick von der Reiterschenkellage auf die Hinterhand des Pferdes richten,
  • gleichzeitig rückwärtsgehen und den Pferdekopf zu uns nach innen ziehen,
  • Handwechsel des Sticks um den Wechsel in die neue Richtung einzuleiten,
  • unseren Blick auf die neue Innenseite des Pferdekopfes/-halses richten
  • und wieder auf das Pferd zugehen.

Fazit: unsere linke Gehirnhälfte arbeitet gerade eindeutig auf Hochtouren. Erlauben wir aber unserer rechten Gehirnhälfte diese Übung zu übernehmen, wird unser Körper automatisch diesen Bewegungsablauf übernehmen und abspeichern.

Deine innere Stimme

Jetzt kommt es aber leider oft vor, dass wir den „Flow“ unserer rechten Gehirnhälfte stören. Dann poppen auf einmal so eigenartig Gedanken auf, wie „Wahrscheinlich wird das Pferd wieder nicht auf mich zukommen!“, oder „Habe ich eigentlich das Auto am Parkplatz abgesperrt?“. Super! Und schon ist unsere Konzentration dahin und die Übung misslingt.

Unser Trainer und Mentor Heinz Welz hat bei unserer Ausbildung diese Gedanken die „innere Stimme“ genannt, die in vielen Lebenslagen auftritt. Oft vollgestopft mit negativen Informationen, das ist dann die „böse innere Stimme“. Die hat unheimlich viel Power, sie stört uns in vielen Lebenslagen, wo sie nur kann. Und sie ist dröhnend laut in unserem Gehirn wie ein Blasmusik-Orchester. Die Konsequenz? Wir beginnen uns selber zu misstrauen, fühlen uns schlecht und sind verunsichert!

Lerne, deiner Intuition zu vertrauen

Damit du deiner Intuition vertrauen kannst, musst du an dich selber glauben und dir vertrauen. Das ist eine schöne Vorstellung, oder? Aber wie können wir lernen, unsere rechte Gehirnhälfte vertrauensvoll und entspannt einzusetzen?

Folgender Vorschlag: nachdem du dir das Video der Übung angesehen hast, fertigst du jetzt einfach ein eigenes „inneres Video“ von der Aufgabe an. Hauptdarsteller sind du und dein Pferd. Entspanne dich, atme tief in deinen Bauch hinein und schließe die Augen. Konzentriere dich und stelle dir vor, wie du die Aufgabe ohne Anspannung und mit Leichtigkeit erfolgreich absolvierst. Fühle, höre und sehe den Ablauf und nimm all deine Bewegungen wahr. Wie hat sich der Richtungswechsel nach innen angefühlt? War er fließend und leicht? Hat dein Pferd kooperiert? Wie sah der Wechsel aus? Ist das Pferd deiner Hilfengebung gleich nachgekommen? War es ein großer Kreis oder hat es sogleich gewendet?  Oder war dummerweise eine Ecke oder gar ein Stehenbleiben dabei? Willkommen linke Gehirnhälfte – sie beginnt schon wieder zu stören!

Spule dein inneres Video nochmal ab! Denn wahrscheinlich gab es ein paar Stellen, wo du nicht ganz klar warst in deiner Kommunikation und dein Pferd entsprechend „falsch“ reagiert, weil nicht verstanden hat. Jetzt wirst du zum Film-Cutter: schneide diese „falschen“ Stellen gedanklich aus deinem Video einfach heraus und schiebe sie in den Papierkorb. Denke darüber nicht mehr nach, denn sie stören. Bedanke dich für die Information und lösche sie jetzt. Gelöscht!

Visualisieren steigert die Lernquote über 50 %

Stattdessen baust du jetzt gute Bilder und Vorstellungen deiner Arbeit in dein Video ein. Jetzt starte dein Video erneut und schau es dir an. Wiederhole diesen Vorgang solange, bis du mit eurem Endergebnis zufrieden bist. Nun hast du alle „falschen“ Sequenzen gelöscht und mit „richtigen“ Sequenzen ersetzt. Auf diese Weise kannst du deine rechte Gehirnhälfte mit ständigen Wiederholungen und Ausbesserungen trainieren. Fühlen sich deine koordinierten Bewegungsabläufe vor deinem geistigen Auge eindeutig und glasklar an? Dann ab in den Stall, zu deinem Pferd. 😉

Wir wünschen dir viel Spaß beim Lernen!

Aus Liebe zum Pferd, Deine Ranchgirls

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