Die nächste Arbeit im Roundpen führt uns zu Leo, einem 14-jährigen Quarter Horse. Leo`s Besitzer ist ein selbstsicherer und gelassener Horseman, der über unendlich viel Geduld verfügt und ihm viel Zeit für seine Entwicklung gegeben hat.
Wir starten jede Einheit immer, indem wir das Pferd zuerst für mehrere Minuten beobachten. Wie bei uns Menschen, kann es ja nach Tagesverfassung unterschiedlich „drauf“ sein. Leo bewegt sich wenig während des Beobachtungszeitraumes, bleibt auch bei der Arbeit kurz stehen, wir gehen zunächst von phlegmatischen Anteilen aus. Der Roundpen ist mit einem Flatterband eingezäunt – trotz Wind bleibt Leo sehr gelassen. Im Trab und Galopp kommt dann seine sensible Seite (Melancholiker) zum Vorschein: Leo reagiert sehr fein auf unsere Atmung bzw. Hilfen, man bekommt fast das den Eindruck, dass er immer wieder den Kontakt zum Menschen sucht. Die Technik „Fernstreicheln“ beweist seine Sensibilität ebenfalls. Übrigens – der Melancholiker ist tatsächlich das am schwersten erkennbare Temperament! Bei Leo erkennen wir eine prominente Mischung aus melancholischen und phlegmatischen Anteilen.
Im Video behandeln folgende Themen: zu Beginn geben wir einen kurzen Überblick über die vier Pferdetemperamente und behandeln die Bedeutung des Abkauens. Ziele werden wie folgt gesetzt: Leo auf der linken und rechten Hand bewegen, jeweils ein halber Zirkel im Trab, ein viertel Zirkel im Galopp). Wir sprechen über korrekte Körperhaltung und Blickenergie, insbesondere im Einsatz bei einem ruhigen Richtungswechsel nach außen. Weiters zeigen wir, wie man das Pferd im Roundpen nach der Arbeit zu sich in die Mitte „einladet“ und was man tun kann, wenn das Pferd nicht auf die körpersprachliche Einladung (Druck auf die Hinterhand, Ziehen mit der Schulter, Technik „Fernstreicheln“) reagiert.
Typische Eigenschaften eines Melancholikers
- Introvertiert (nach Innen gerichtet), „Fühl“-Typ und eher unsicher (fühlen sich schwächer als ihre Umwelt)
- Bewegungsscheu aufgrund seiner furchtsamen Grundeinstellung
- „Trauriger“ oder „leidender“ Gesichtsausdruck
- Neigt zum „Erstarren“ und resigniert (lehnt sich selten gegen seinen Menschen auf), aber bei zu viel Druck schlägt er dann doch schon mal aus
- Mag nicht gerne angebunden sein, Engpässe und Wände (Hänger!) strahlen eine für ihn unangenehme Energie aus
- Fehlt ihm das Vertrauen, fürchtet er alles. Fasst er zu seinem Menschen „großer Bruder“ Vertrauen, mag er alles und wird zu einem wunderbaren, verlässlichen Partner. Braucht viel Wiederholungen, langsames Vorgehen und 3 x so viel Lob wie andere Pferde.
Aus Liebe zum Pferd,
Eure Ranchgirls