Bei der Kommunikation mit unseren Pferden möchten wir eine starke Grundlage schaffen, um gegenseitiges Verständnis aufzubauen. Dabei sprechen wir mit unserer Energieeinwirkung verschiedene Körperstellen an, um erwünschte Reaktionen in alle Richtungen wie vorwärts, rückwärts oder seitwärts in jeder gewünschten Geschwindigkeit zu erhalten. Zum leichteren Verständnis wird das Pferd in 5 Zonen eingeteilt, wo die jeweilige Energieeinwirkung stattfindet.
Wir unterscheiden bei der Energieeinwirkung in
- direktes Gefühl (tatsächliche Berührungen mit unseren Händen, dem Seil oder dem Horsemanship-Stick)
- indirektes Gefühl (mit unserer Absicht/Gedanken, mit unseren Blicken, mit unseren Bewegungen mittels unserer Körpersprache und akustischen Signalen/Geräuschen)
Die Zonen werden für bestimmte Übungen einzeln oder gleichzeitig (bei Kombinationsbewegungen) angesprochen, um die jeweiligen, erwünschten Reaktionen hervorzurufen.
Die Bewegungslinie
Grundsätzlich ist es wichtig zu wissen, wie ein Pferd als Fluchttier bei Druck reagiert. Teilen wir das Pferd vor und hinter dem Widerrist grob in zwei Hälften, wird sich das Pferd bei Energie
- vor dem Widerrist: verhaltend, bremsend oder rückwärts bewegen
- hinter dem Widerrist: vorwärts oder seitwärts bewegen
Zum besseren Verständnis könnte man sich auch eine sehr weite Halskette vorstellen, die rund um Pferdehals (Widerrist bis Pferdebrust) gelegt wird. Diese Linie ist natürlich nicht bei jedem Pferd an der exakt gleichen Stelle und selbstverständlich auch nicht sichtbar. Sie hilft uns zu verstehen, wie die Bewegungstendenzen auf unsere Energiearbeit hin ausgerichtet, aussehen werden: also Stimulanz versus Reaktion!
Die 5 Zonen im Detail
Zone 1 – Verantwortlich für Steuerung
Bereich: Maul des Pferdes mit Zunge und Laden, Nasenrücken, und der Raum vor dem Pferd, der sich trichterförmig ausbreitet und von beiden Augen gleichzeitig wahrgenommen werden kann.
Zone 2 – Verantwortlich für die Richtung
Bereich: Maul mit Maulspalten, Augen des Pferdes (der empfindliche Bereich); Hals, Schulter und Vorderbeine.
- Energie von der Seite: bewegt den Kopf (Beispiel: laterale Genickarbeit); Hals und Schulter (und somit die Vorderbeine des Pferdes) seitwärts in eine Richtung
- Energie von oben: bewegt Kopf und Hals des Pferdes nach unten (vertikale Bewegung)
Zone 3 – Verantwortlich für Vorwärts und Seitwärts
Bereich: Widerrist bis zum Beginn der Kruppe des Pferdes.
- Gleichzeitige Energie von beiden Seiten: bewegt das Pferd vorwärts
(Beispiel Roundpen: Mensch in der Mitte bewegt das Pferd, indem er Energie in die Reiterschenkellage schickt und die seitlich begrenzende Bande von außen bewegen das Pferd vorwärts) - Energie von oben: bewegt das Pferd vorwärts
(Beispiel mittels Horsemanship-Stick tippend über Rücken vom Boden ausgeführt, oder als Begrenzung gegen rückwärtiges Ausbrechen beim Verladen in den Pferdehänger) - Einseitige Energie von der Seite: bewegt das Pferd seitwärts
(Beispiel Seitwärtsgänge)
Zone 4 – Verantwortlich für Vorwärts
Bereich: Kruppenbeginn bis Schweifrübenansatz, Hinterbeine
- Energie von der Seite: bewegt das Pferd vorwärts durch Aktivierung des Motors (Hinterhand) und wirkt seitwärts bewegend (Beispiel Hinterhandweichen, mit dem Huf unter den Körper tretend)
- Energie von oben: führt tendenziell zum Hals-/Kopfanheben des Pferdes
(Beispiel bei unerwünschtem Grasen)
Zone 5 – Verantwortlich für Vorwärts
Bereich: Schweifrübe sowie der Raum hinter dem Pferd, der sich trichterförmig nach seiner Hinterhand ausweitet.
- Energie aus dieser Zone (z. B. Traktor, Lärm, Peitsche) bewegt das Pferd tendenziell vorwärts
Persönlicher Bereich – der Respektabstand
Bereich: Distanz um das Pferd herum
Jedes Pferd (wie jeder Mensch auch) hat einen individuellen Bereich um sich herum, in dem andere (rang niedere) Pferde nicht ungefragt eindringen dürfen. Man kann sich diesen Respektabstand wie eine spezielle Luftblase rundherum um das Pferd vorstellen. Dieser „Respektabstand“ ist bei jedem Pferd individuell und sollte auch von uns Menschen anerkannt und berücksichtigt werden. Was aber auch umgekehrt bedeutet, dass ein respektvolles Pferd nicht unerlaubt in unseren Respektabstand eindringen sollte. Außer, wir laden unser Pferd dazu ein, um es zu streicheln oder ihm sonst Gutes zu tun.
In unserem Online-Training gehen wir während der Arbeit mit unseren Pferden auf die jeweiligen Zonen ein, die wir für jede Übung aktivieren müssen. Die Zonen werden zwar während der Arbeit erklärt, dennoch ist es von Vorteil, sich mit den Zonen vorher etwas zu beschäftigen.
Wir wünschen euch viel Spaß beim Trainieren!
Aus Liebe zum Pferd, Eure Ranchgirls