Das Geheimnis guten Lernens

Das Geheimnis guten Lernens

Wie können wir es eigentlich anstellen, effizienter zu lernen?
Wie wir bereits in der Temperamentenlehre gelernt haben, ist unser Gehirn in 2 Hälften geteilt und jede Seite hat ihre eigenen, wichtigen Funktionen:

  • die linke Seite ist die rationale und analytische Seite, sie beschäftigt sich mit Einzelheiten
  • die rechte Seite ist die intuitive und kreative Seite, sie beschäftigt sich mit Ganzheit

Wenn wir eine neue Übung lernen, arbeiten wir zunächst mit der linken Gehirnhälfte und beginnen sie in Einzelbereiche zu zerlegen. Nehmen wir als Beispiel beim Pferdetraining den Richtungswechsel im Roundpen nach innen:

  • Unseren Blick von der Reiterschenkellage auf die Hinterhand des Pferdes richten,
  • gleichzeitig rückwärtsgehen und den Pferdekopf zu uns nach innen ziehen,
  • Handwechsel des Sticks um den Wechsel in die neue Richtung einzuleiten,
  • unseren Blick auf die neue Innenseite des Pferdekopfes/-halses richten
  • und wieder auf das Pferd zugehen.

Fazit: unsere linke Gehirnhälfte arbeitet gerade eindeutig auf Hochtouren. Erlauben wir aber unserer rechten Gehirnhälfte diese Übung zu übernehmen, wird unser Körper automatisch diesen Bewegungsablauf übernehmen und abspeichern.

Deine innere Stimme

Jetzt kommt es aber leider oft vor, dass wir den „Flow“ unserer rechten Gehirnhälfte stören. Dann poppen auf einmal so eigenartig Gedanken auf, wie „Wahrscheinlich wird das Pferd wieder nicht auf mich zukommen!“, oder „Habe ich eigentlich das Auto am Parkplatz abgesperrt?“. Super! Und schon ist unsere Konzentration dahin und die Übung misslingt.

Unser Trainer und Mentor Heinz Welz hat bei unserer Ausbildung diese Gedanken die „innere Stimme“ genannt, die in vielen Lebenslagen auftritt. Oft vollgestopft mit negativen Informationen, das ist dann die „böse innere Stimme“. Die hat unheimlich viel Power, sie stört uns in vielen Lebenslagen, wo sie nur kann. Und sie ist dröhnend laut in unserem Gehirn wie ein Blasmusik-Orchester. Die Konsequenz? Wir beginnen uns selber zu misstrauen, fühlen uns schlecht und sind verunsichert!

Lerne, deiner Intuition zu vertrauen

Damit du deiner Intuition vertrauen kannst, musst du an dich selber glauben und dir vertrauen. Das ist eine schöne Vorstellung, oder? Aber wie können wir lernen, unsere rechte Gehirnhälfte vertrauensvoll und entspannt einzusetzen?

Folgender Vorschlag: nachdem du dir das Video der Übung angesehen hast, fertigst du jetzt einfach ein eigenes „inneres Video“ von der Aufgabe an. Hauptdarsteller sind du und dein Pferd. Entspanne dich, atme tief in deinen Bauch hinein und schließe die Augen. Konzentriere dich und stelle dir vor, wie du die Aufgabe ohne Anspannung und mit Leichtigkeit erfolgreich absolvierst. Fühle, höre und sehe den Ablauf und nimm all deine Bewegungen wahr. Wie hat sich der Richtungswechsel nach innen angefühlt? War er fließend und leicht? Hat dein Pferd kooperiert? Wie sah der Wechsel aus? Ist das Pferd deiner Hilfengebung gleich nachgekommen? War es ein großer Kreis oder hat es sogleich gewendet?  Oder war dummerweise eine Ecke oder gar ein Stehenbleiben dabei? Willkommen linke Gehirnhälfte – sie beginnt schon wieder zu stören!

Spule dein inneres Video nochmal ab! Denn wahrscheinlich gab es ein paar Stellen, wo du nicht ganz klar warst in deiner Kommunikation und dein Pferd entsprechend „falsch“ reagiert, weil nicht verstanden hat. Jetzt wirst du zum Film-Cutter: schneide diese „falschen“ Stellen gedanklich aus deinem Video einfach heraus und schiebe sie in den Papierkorb. Denke darüber nicht mehr nach, denn sie stören. Bedanke dich für die Information und lösche sie jetzt. Gelöscht!

Visualisieren steigert die Lernquote über 50 %

Stattdessen baust du jetzt gute Bilder und Vorstellungen deiner Arbeit in dein Video ein. Jetzt starte dein Video erneut und schau es dir an. Wiederhole diesen Vorgang solange, bis du mit eurem Endergebnis zufrieden bist. Nun hast du alle „falschen“ Sequenzen gelöscht und mit „richtigen“ Sequenzen ersetzt. Auf diese Weise kannst du deine rechte Gehirnhälfte mit ständigen Wiederholungen und Ausbesserungen trainieren. Fühlen sich deine koordinierten Bewegungsabläufe vor deinem geistigen Auge eindeutig und glasklar an? Dann ab in den Stall, zu deinem Pferd. 😉

Wir wünschen dir viel Spaß beim Lernen!

Aus Liebe zum Pferd, Deine Ranchgirls

Quellverweis Bilder: pixabay.com

Wenn weniger viel mehr ist!

Wenn weniger viel mehr ist!

Vor einiger Zeit hatten wir das Vergnügen mit Leo im Roundpen zu arbeiten. Uns ging uns darum, die Kommunikation zu einem fremden Pferd von Null aufzubauen und sein Temperament zu bestimmen. Es ist immer wieder spannend, wie schnell Pferde begreifen, wenn man ihnen rein körpersprachlich Fragen stellt. Und immer ein überaus schönes Erlebnis, wenn Pferde beginnen relativ schnell zu kooperieren bzw, „mitzuarbeiten“, sofern man ihre „Sprache“ spricht. Leo begegnete uns als ein überaus feinfühliges und sensibles Pferd, mit eindeutig phlegmatischen Anteilen.

Welche Temperamente-Kombination?

Ein Temperament aber ist besonders schwer bei Pferden zu bestimmen – und zwar das des Melancholikers! Um es besser verständlich zu machen kann man dieses Pferd als in sich zurückgezogen, schüchtern, ja fast als zurückhaltend beschreiben. Ein Temperament, das ganz viel Bestätigung und Sicherheit benötigt, um sich entspannen zu können. Besonders deutlich kam dieses Temperament am Ende bei der „Einladung“ zum Vorschein. Erst durch liebevolles Fernstreicheln reagiert Leo und kommt vertrauensvoll in die Mitte.

Was genau ist Fernstreicheln?

Ranchgirls Blog

Bild 1 – Fernstreicheln

Bild 2 – Einladung

Bild 3 – Anschluß

Bild 4 – Joining

Fernstreicheln ist eine sehr sanfte Technik, um ein noch skeptisches Pferd aus der Ferne zu „berühren“. Wenn das Band des Vertrauens noch nicht sehr stark geknüpft wurde. Wendet man diese Technik das erste Mal an, kann man sich dabei (von anderen beobachtet) schon etwas eigenartig fühlen. Dennoch ist es ein unheimlich wirkungsvolles Werkzeug in unserem Pferdetraining.

Sofort nach dem Joining sprang Leo`s Besitzer auf uns zu und es folgten tief gerührte Umarmungen. Auch für uns ein besonderer Moment, wenn ein stattlicher Pferdemann plötzlich „aufmacht“ und uns seine weiche Seite offenbart. Das Wissen um das jeweilige Temperament und der maßgeschneiderte Umgang kann vielen Menschen völlig neue Zugänge zu ihrem Pferd eröffnen.

Für uns immer eine Ehre und Privileg, wenn wir daran teilnehmen dürfen… mehr dazu in unseren Online-Videos auf YouTube.

Aus Liebe zum Pferd, Eure Ranchgirls

Top 10 Fehler – wie man sich die Kommunikation mit seinem Pferd gehörig verderben kann!

Top 10 Fehler – wie man sich die Kommunikation mit seinem Pferd gehörig verderben kann!

Diese Anweisungen sind ironisch gemeint und ein absolutes No-Go, du wirst sie NIEMALS in unserem Online-Trainingsprogramm finden!

Sie zeigen leider die geläufigsten Fehler, wie sie beim Umgang mit den Pferden in der Praxis vorkommen. Alles was man dabei erreicht führt dazu, dass man sein Pferd gehörig verdirbt, Misstrauen entwickelt oder schlechtes Benehmen verursacht!

  1. Gib grundsätzlich immer deinem Pferd die alleinige Schuld, wenn es nicht so reagiert, wie du möchtest.
  2. Setze dir gar keine oder zumindest unrealistische Ziele bei deinen Trainingsschritten, mach einfach irgendetwas oder das was du schon immer getan hast.
  3. Versuche deinem Pferd in kurzer Zeit möglichst viele Sachen auf einmal beizubringen und sorge dadurch für eine anständige Verwirrung.
  4. Geduld ist nicht wichtig und deine Zeit leider begrenzt. Und die Übung mit einem guten Ergebnis zu beenden ist sowieso unerheblich!
  5. Bekomme einen Wutanfall (hochroter Kopf bevorzugt) und brülle dein Pferd an, wenn es deine Frage nicht versteht.
  6. Reagiere möglichst oft widersprüchlich: erlaube deinem Pferd heute ein bestimmtes Verhalten, am nächsten Tag bestrafe es dafür.
  7. Fürchtet sich dein Pferd vor bestimmten Sachen, vermeide unbedingt es in Zukunft damit in kontrollierten Rahmen zu konfrontieren. Im Gegenteil, zeigt es Anzeichen von Nervosität, streichle es währenddessen, damit du seine Angst bestätigst.
  8. Sei überehrgeizig, wenn eine Übung mal schnell klappt. Hat dein Pferd deine Frage bereits 3-mal richtig beantwortet, frage die Übung mindestens noch 20-mal ab, um andere im Stall damit zu beeindrucken.
  9. Belohnungspausen geben und Streicheln nach einer guten Übung ist wirklich überbewertet.
  10. Setze niemals Grenzen, wenn dein Pferd respektlos vorgeht. Füttere es mit möglichst vielen Leckerlis, dann wird es dich ganz sicher lieben.

Kommt dir manches bekannt vor, vielleicht sogar aus deinem Umfeld?

Traurig, oder? Jeder, der sich für Pferdekommunikation und Horsemanship interessiert, egal ob Anfänger oder fortgeschritten ist herzlich eingeladen. Empfehle uns doch weiter, ganz unverbindlich auf YouTube, Facebook oder Instagram. Wir freuen uns auf dich!

Aus Liebe zum Pferd, Eure Ranchgirls

„Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.“
Zitat: Albert Einstein

Früher war alles ganz anders!

Unlängst, beim Abholen von der Koppel. Bereits hier kombinieren wir wichtige Elemente aus der Roundpen Arbeit sowie Knotenhalfter/Seil Training.  Obwohl unser Pferd erst vor 10 Minuten seine Mittags-Portion Heu bekommen hat, hört es zu fressen auf und folgt brav unserer Einladung, die wir körpersprachlich aussprechen. Dookydoo lässt sich grundsätzlich immer gerne 1-2 Sekunden Zeit, bevor er schlussendlich die Entscheidung zum Handeln trifft. Da er die Übung „Kopf senken“ schon aus dem „FF“ beherrscht, brauchen wir nur mehr das Stallhalfter vor seinen Kopf zu halten und er schlüpft von alleine folgsam mit seinem Kopf hinein. Beim Verlassen der Koppel gibt es kein Drängeln oder Überholen, er folgt brav in schönem Respektabstand und läuft aufmerksam am locker durchhängenden Seil. Mann – was für ein langweiliger Text!

Wer will die aufregende Version, so wie die gleiche Situation früher ausgesehen hat?

  • Dookydoo frisst unbeeindruckt bei seiner Heuraufe und dreht elegant die Hinterhand in unsere Richtung.
  • Beim Versuch das Halfter anzulegen entzieht er sich, indem er a) entweder desinteressiert den Kopf wegdreht, b) seinen Menschen ausgiebig an den Haaren, Nase oder Ohren beschnüffelt c) in das Halfter hineinbeißt oder d) das lustige „Fang-mich-doch-Spiel“ beginnt…
  • Nötigt man ihn, das Halfter über den Kopf zu streifen, zwickt er mal testhalber die Person um zu schauen, wie sie reagiert.
  • Beim Hinausgehen rempelt er ein wenig und überholt sofort, um neugierig zu checken, was es Neues in der gefährlichen Außenwelt gibt.
  • Sagte ich gefährlich? Bei der erst besten Gelegenheit (ein Blatt raschelt leise im Gebüsch) nutzt er die Situation, erschrickt fürchterlich und springt retour auf seinen Menschen fast auf die Füße.

Ich denke die langweilige Version wie zuerst beschreiben gefällt uns allen mehr, obwohl sie nur halb so lustig klingt. Deshalb liegt es in unserer Verantwortung unsere Pferde zu erziehen, um Folgsamkeit und Respekt zu erreichen. Oder sie durch Desensibilisieren an vermeintlich gefährliche Situationen zu gewöhnen, um ihnen mit ihrer instinktiven Schreckhaftigkeit zu helfen und Vertrauen aufzubauen. (Hätte ja auch ein Tiger im Gebüsch sein können.)

Aber im Ernst – all das, unter Berücksichtigung unserer ausgewogenen geistigen, emotionalen und körperlichen Balance. Wir müssen genau wissen was wir fordern, dabei ausgeglichen sein und im Gleichgewicht mit uns selber. Schreibt bzw. liest sich oft leichter, als es dann in Wirklichkeit ist. Aber diese Balance ist die Voraussetzung für eine gute Horsemanship und die heiß erstrebte Harmonie mit unserem Pferd.

In diesem Sinne, erzieht eure Ponys und Pferde da draußen. Vor allem aber – habt Spaß mit euren Tieren! Den haben wir übrigens auch, sieht man auch auf unserem YouTube Kanal! Wir würden uns freuen, wenn ihr uns dort folgt…

Aus Liebe zum Pferd, Eure Ranchgirls

 

Eine Frage der Temperamente

Eine Frage der Temperamente

Der berühmte „Aha“ Effekt (also wenn einem buchstäblich ein Licht aufgeht) erreichte uns allerspätestens bei unserem allerersten Temperamente-Seminar im Rahmen unserer NHS-Ausbildung. Denn wir lernten, dass es völlig OK ist, wie wir sind. Nämlich einzigartig und großartig. Die Eine mit einer willensstarken und energischen Persönlichkeitskombination, die Andere mit ihrer sensiblen und diplomatischen Art. Und beides ist total in Ordnung, denn jede von uns hat besondere Talente, Gaben, Stärken und Schwächen. Es heißt – „Gegensätze ziehen sich an“ – und doch haben wir einen besonderen gemeinsamen Nenner: unsere Pferdeleidenschaft.

Gegensätze oder lieber gleich und gleich?

Das Schicksal hat uns 2 Wallachen zugespielt. Und interessant: denn hier ergab sich die Situation „Gleich und gleich gesellt sich gern“. Auch unsere Pferde „Dookydoo und Twister“ spiegeln unsere Kombination aus den hyppokratischen (nomen est omen?) Temperamenten. So hat die Eine von uns das emotionale, temperamentvolle Pferd und die Andere das unaufgeregte, gemächliche Pferd erwählt. Oder war es umgekehrt? Haben unsere Pferde uns gewählt?

Egal – denn das Besondere ist, was die Pferde uns beibringen: Das willensstarke und energische Ranchgirl muß sich ganz schön anstrengen, im Pferdetraining geduldig und langsam vorzugehen. Das sensible und diplomatische Ranchgirl hingegen, dass ihren Mitmenschen gerne höflich und respektvoll den Vortritt überlässt muss sich ganz schön anstrengen, dominant und führungsstark vorzugehen. In keinem Seminar, dass wir beide (ob beruflich oder privat) jemals gemacht haben, konnte uns keiner so elegant und schonungslos den Spiegel vorhalten, wie unsere Pferde es jeden Tag tun. Denn es ist ihre Natur uns jeden Tag immer wieder zu prüfen. Eine großartige Erfahrung, die uns beide mit jedem Tag wachsen lässt und stärker macht – nicht eine Sekunde möchten wir das missen.

Aus Liebe zum Pferd, Eure Ranchgirls

Und du? Neugierig auf das eigene Temperament geworden? Gratis auf unserer Website, check it out!  Temperamente