Deine Übung für zwischendurch: „Dasein“

Deine Übung für zwischendurch: „Dasein“

Früher gab es Tage, wo ich nach einem langen Arbeitstag zu meinem Pferd gefahren bin und danach frustriert festgestellt habe „Verdammt, heute hat einfach gar nichts geklappt!“.  Rückblickend betrachtet waren das einfach Tage, wo ich nicht ganz bei mir war, in Gedanken noch immer bei der Produktion irgendwelcher Präsentationen, Angebote oder unangenehmen Terminen. Ich war zwar mit meinem Körper präsent, nicht aber mit meinem Geist. Ich war zu viel mit mir selber beschäftigt, so dass ich nicht wirklich wahrgenommen habe, was gerade rundherum passiert. Meine Kommunikation war nicht eindeutig – zwar hat Twister reagiert, aber unsere Magie war nicht da. An solchen Tagen drehte er beispielsweise gerne seinen Kopf weg und ging einen kleinen Schritt zur Seite, wenn ich ihn von seinem Paddock holen wollte, als er mich mit seinem Knotenhalfter kommen sah. Es sind diese kleinen Signale, die aber so unheimlich viel aussagen. Das schlimmste: damals war mir nicht mal bewusst, was für eine starke Botschaft das aus dem Vokabular der Pferdesprache an mich war: „wenn du für mich nicht da bist, bin ich für dich auch nicht da“.

Die Kraft der positiven Gedanken

Leider lassen sich miese Tage im Job nicht vermeiden, sie gehören zu unserem Alltag dazu. Passiert das heute, versuche ich erst einmal bei meinem Pferd „anzukommen“, bleibe bei ihm stehen und versuche positiv zu denken. „Was für ein unheimlich schönes Pferd bist du doch, für ein großartiger Partner! Ich schätze deine Sanftmut und deine Kraft, deine Berührungen durch deine Nüstern in meinem Gesicht, ich liebe es dich zu streicheln.“ Dabei versuche ich zu lächeln (denn wir wissen – Physis beeinflusst Psyche!) und lasse mir viel Zeit. Ich verwerfe alle Gedanken, an die für heute geplanten Leistung und Aufgaben, sondern versuche mich mit ihm zu kalibrieren. Ich schenke ihm meine ganze Aufmerksamkeit, meine Botschaft lautet „du bist mir wichtig“.

Manchmal kann es schon länger dauern, bis er dann wieder diesen einen Tritt auf mich zukommt. Ich bewege mich nicht, wir stehen eine viertel Stunde gemeinsam still und bewegungslos da. Ich bemerke, wie er langsam den Kopf senkt, dabei entspannt und zu dösen beginnt. Er lehnt ganz leicht seinen Kopf an meine Hüfte, so als ob er meine Anwesenheit ganz sachte spüren will und ich passe auf ihn auf. Ich stelle mir vor, wie sein Herzschlag sein könnte und ob ich es wohl schaffen könnte, unseren Herzschlag auf einen Nenner zu bringen.

Auf der Spur nach innerer Verbundenheit

Es fühlt sich wie eine gemeinsame Meditation an und erschafft Frieden. Plötzlich fühle ich unsere gemeinsame Verbundenheit wieder – mental, emotional und physisch zugleich. Ich weiß: meine geistige und körperliche Präsenz ist die Grundlage für unsere wahre Verbindung. Denn wenn wir uns dazu entscheiden unserem Pferd mit Aufmerksamkeit zu begegnen, ernten wir tiefes Vertrauen.

Nehmt ihr euch Zeit für solche Momente? Wir sind der Ansicht, dass diese Übung eine der wichtigsten für den Aufbau eines guten Beziehungsfundaments ist. Jede Minute, die wir darin investieren, zahlt sich für einen sicheren und vertrauensvollen Umgang mit unserem Freund aus. Und eigentlich geht sie soooo einfach …

Wir wünschen euch viel Spaß mit eurem besten Freund!

Aus Liebe zum Pferd,
Eure Ranchgirls

 

Dominanz – ein ungeliebtes Wort

Dominanz – ein ungeliebtes Wort

Während unserer Neuseeland Reise hatte mein Pferd Twister ebenfalls Urlaub: 1 Monat nur Koppel mit seinen Freunden, komplette Reduktion auf „einfach Pferd sein“. Welch Bestürzen nach meiner Rückkehr: anstatt nach meinem Pfeifsignal und körpersprachlicher Einladung zu mir zu kommen, dreht er sich einfach um, geht in die letzte Ecke der Koppel und dreht mir sein Hinterteil zu. Ein Verhalten, dass er so noch nie gezeigt hat! Es fühlt sich für mich furchtbar an, ich nehme es fast als persönliche Beleidigung. Dabei habe ich mich doch schon so auf ihn gefreut, nach der langen Zeit. Meine gute Laune ist dahin. Aber halt, die Emotionen muss ich außen vor lassen. Also gehe ich ruhig an das Ende der Koppel, halftere ihn auf und wir gehen zurück zum Stall. Am Putzplatz prüfe ich kurz, ob gesundheitlich alles in Ordnung ist, das hätte ja auch ein Grund für seine „Unwilligkeit“ sein können. Aber nein, alles soweit in Ordnung.

Also gehe ich in mich und versuche mich in meiner Mitte auszubalancieren: ich lösche meine beleidigten Emotionen und zentriere meine Energie in mir.

Kommunikation im Roundpen

Der Roundpen ist ein guter Ort, um das Thema Respekt wiederherzustellen und Führung zu übernehmen. Ich prüfe seine Folgsamkeit im begrenzten Raum und lade ihn öfters ein, außen vom Hufschlag, zu mir in die Mitte zu kommen. Siehe da, auch hier weigert er sich, am Anfang, zu mir zu kommen und bleibt am Hufschlag einfach stehen. Also fordere ich ihn weiter zur Arbeit mit ein paar lockeren Trabrunden auf. Erneut lade ich ihn mit körpersprachlichen Signalen ein, immerhin kommt er schon 1-2 Tritte Richtung Mitte. Und bleibt wieder stehen. Ich verstärke die Einladung und aktiviere mit dem Stick seine Hinterhand. Aber Twister beginnt am Boden zu schnüffeln und schaut dann demonstrativ in eine andere Richtung. Nach dem Motto: „Wenn ich sie nicht sehe – dann sieht sie mich auch nicht.“ Dann also wieder „arbeiten“ – ich fordere weitere Trabrunden und spreche die Einladung erneut aus. Diesmal klappt es und er kommt wie ein Lämmchen mit gesenktem Kopf schnurstracks zu mir in die Mitte. Es folgt ein tiefer Seufzer und er entspannt sich zusehends. Dafür streichle ich ihn ausführlich und spüre die gewohnte positive Verbindung zwischen uns wiederaufkommen. Ich bedanke mich im Geist bei ihm, genieße unsere Zweisamkeit und beende diese Übung.

Das Ziel von Dominanz

Dominanz und Führung ist etwas, was mir mit meinem melancholischen Temperament überhaupt nicht in die Wiege gelegt worden ist. Ich musste hart an mir arbeiten, um es zu lernen. Und oft fühle ich mich noch immer unwohl, bekomme fast ein schlechtes Gewissen dabei. Aber unsere Pferde sind nun mal von Natur aus darauf programmiert, die Rangordnungsfrage immer wieder neu zu prüfen. In der Herde ist er ziemlich dominant. Wenn wir nicht klar darstellen, wer von uns beiden der Boss ist, bleibe ich über. Denn dann übernimmt Twister selbst die Führung und sein Selbsterhaltungstrieb steht absolut im Vordergrund.

Quelle: pixabay.com

Quelle: pixabay.com

Dominanz wird oft von seiner negativen Seite interpretiert – es klingt so nach Unterdrückung, Versklavung oder roher Gewalt! Aber tatsächlich ist es nichts anderes, als Beherrschung und Kontrolle. Von der positiven Seite betrachtet, setzt es Führungs- und Verantwortungsbewusstsein voraus. Was erwarten wir uns im Job von einer guten Führungskraft? Eine gute Kommunikation, klare Zielsetzung und konkrete Planung! Wie oft fehlt es in der Praxis an guten Führungskräften, wie sehr wünschen wir sie uns und wie gerne würden wir solche Menschen respektieren!

Gehen wir selber mit gutem Beispiel voran und agieren in unserer 2er Herde so, wie wir es von guten „Führungskräften“ erwarten. Denn auf diese Weise können wir zumindest den Respekt von unseren geliebten Pferden ernten. Dann folgen wunderbare Erlebnisse und sie gehen mit uns durch dick und dünn. Wir können mit ihnen über Feldwege und Wiesen reiten, gemeinsam gemütlich durch den Wald spazieren gehen, oder auch an einem Turnier teilnehmen. Was immer wir wollen!

Aus Liebe zum Pferd, Eure Ranchgirls

Problempferden mit Equine Therapy helfen

Problempferden mit Equine Therapy helfen

Interview mit Vicki Wilson, Hawke`s Bay, Neuseeland
Pferde-Multitalent und Tausendsassa

Im Rahmen unserer Tour „Ranchgirlsontheroad“ müssen wir unbedingt einen Stop bei Vicki Wilson www.vickiwilson.nz einlegen – einer unglaublich spannenden Pferdefrau! Eine prominente Persönlichkeit der neuseeländischen und internationalen Pferdesport-Szene mit Erfolgen auf höchstem Niveau: 2014 hat sie den Weltcup als leidenschaftliche Springreiterin gewonnen. Apropos springen – ihr Rekord mit Sattel liegt bei 1,95m und ohne Sattel bei 1,82m. Als eine der drei „Wilson Sisters“ betreibt Vicki zusammen mit ihren Schwestern das beliebte Showtym-Pferdecamp und spielte in Fernsehdokumentationen und der Serie „Keeping up to the Kaimanawas“ über Neuseelands Wildpferde mit. In einer Echtzeit Dokumentation zeigten sie, wie sie Wildpferde gezähmt und zugeritten hatten. Eine spannende Geschichte, die man auch im Buch „“For the love of horses“ von ihrer Schwester, Kelly Wilson, nachlesen kann.

„Kein Pferd wacht morgens auf und entscheidet:“ Heute ist der Tag, an dem ich unartig werde.“ Problemverhalten ist ihre Art, um Hilfe zu bitten. “

Ranchgirls Blog

Equine Therapy, Quelle: vickiwilson.nz

Was uns aber am meisten beeindruckt ist ihr holistischer Ansatz, sie beherrscht einfach alles rund um das Pferd! Sie ist Reiterin aller Disziplinen, Pferdetrainerin, Züchterin, Ernährungsexpertin, Hufschmied und hat über die Jahre eine eigene Heiltherapie „Equine-Therapy“ entwickelt, mit der sie ihre Pferde behandelt. Denn in ihrer Welt gibt es kein Problempferd, nur ein Pferd, das ein Problem hat – schmerzhafte Symptome, die die versteckte Ursache für unerwünschtes Verhalten sind.

Diese Behandlungen finden in der Reha-Phase täglich statt! Damit verbessert sich das Wohlbefinden ihrer Pferde und in logischer Konsequenz die Leistungsfähigkeit deutlich. Üblicherweise dauert eine Behandlung 45 Minuten, sie kann sich aber auch auf bis zu 2 Stunden hinziehen. Ganz individuell, wie intensiv das Pferd die Therapie braucht. Ihre Hingabe und Geduld sind ein wesentlicher Bestandteil ihres Erfolges, aus „schwierigen“ Pferden, die bereits aufgegeben wurden, zufriedene und kooperative Pferde zu machen. Auf Workshops und in Videos teilt Vicki ihr Wissen und gibt praktische Ratschläge und Einblicke, die zu glücklichen Pferden und einer besseren Bindung zwischen Pferd und Reiter führen.

Eine perfekte Pferdewelt

Seit kurzem lebt Vicki an der Ostküste der Nordinsel, nahe Napier. Ihr neuer Reitstall ist dermaßen groß, dass wir sie zunächst einmal nicht finden und uns zwischen all den Koppeln verirren. In einem Land, wo statistisch 18 Einwohner auf einen km2 leben, spielt die Landfläche eine untergeordnetere Rolle. Ihr Betrieb umfasst mehr als 80 Hektar: wir rechnen um, das sind fast 300 Fußballplätze!

Nach ca. 10 Minuten sehen wir sie in einem Golfcart auf uns zukommen und erhalten eine fast 1-stündige Führung. Hier leben ca. 80 Trainingspferde plus zusätzliche Gästepferde! Vicki hält bei den unterschiedlichen Koppeln an und die Pferde kommen sofort – Vicki kennt alle beim Namen. Die gesamte Anlage ist neu gebaut, erfüllt alle Tier- und Trainingsansprüche und ist unglaublich beeindruckend! Selbst einen eigenen Ordinationsraum für den Tierarzt hat sie eingebaut.

Ranchgirls Blog

Showtym Girl Vicki Wilson

It`s Showtime!

An einer Koppel bleibt Vicki stehen und deutet auf eine ältere Dunkelfuchs Stute. Es ist „Showtym Girl“, ein Pferd, dass Vicki im Alter von 17 Jahren erstanden hatte. Die damals vierjährige Thoroughbred Stute hatte sich auf einer Weide in einem Zaun verfangen. Vicki konnte sie befreien und kaufte sie ihrer damaligen Besitzerin um NZD 900 vom Fleck weg ab. Ein besonderer Moment – denn es war der Start des berühmten Präfix Namen „Showtym“, den später alle ihre Pferde übernehmen werden sollten. Der Name entstand übrigens aus einem Überraschungsgeschenks ihres Vaters, mit dem Wunsch-Kennzeichen „SH0TYM“ für einen Pferdeanhänger. Mittlerweile darf die Stute Ihr Leben auf saftigen Wiesen mit ihren Fohlen genießen…

 “There are so many riders, but not enough horsepeople.”

Eine Aussage, die wir nur unterstreichen können. Gerade in ihrem Umfeld findet sie es traurig, dass die meisten Pferdebesitzer meistens „nur“ auf das Reiten ausgerichtet sind und ihre Tiere als liebes „Sportgerät“ ansehen.

Aber Vicki ist eine tatkräftige Pferdefrau. Für junge, ambitionierte Reiter hat sie eine eigene Akademie gegründet. Dort lernen ihre Schüler in intensiven Bootcamps und erhalten regelmäßiges Coaching. Ihr langfristiges Ziel besteht darin, eine Gruppe hochspezialisierter Pferdemenschen und Therapeuten auszubilden, die ihre „Equine Therapy“ Philosophie und Techniken einem weltweiten Publikum zugänglich machen.

Das Interview

Wir befragen Vicki zu ihrem Pferdeleben und wollen mehr über „Equine Therapy“ wissen. Das Video mit deutschen Untertiteln dauert ca. 7 Minuten, du findest es auf unserem YouTube Kanal Interview mit Vicki Wilson, Problempferden mit Equine Therapy helfen.

Die Bestandteile des Videos:

  • Wie sieht dein Pferde-Werdegang aus?
  • Welchen Rat würdest du deinem 14-jährigen Ich in Bezug auf Pferde mitgeben?
  • Wann empfiehlst du „Equine Therapy“ bei Pferden?
  • Wie hast du „Equine Therapy“ gelernt?
  • Wie lange dauert eine „Equine Therapy“ Behandlung?
  • 3 Ratschläge an (zukünftige) Pferdebesitzer?
  • Was begeistert dich an deiner Arbeit mit Pferden?
  • Besitzt du auch Wildpferde?
  • Wer hat dich in deinem Pferdeleben am meisten beeinflusst?
  • Was ist das Schönste an deiner Arbeit mit Pferden?

Wir bedanken uns herzlich für das spannende Interview.  😉

Wildpferde flüstern besonders leise …

Wildpferde flüstern besonders leise …

Interview mit Simone Frewin, Paparoa, Neuseeland –
Kaimanawa Expertin, selbständige Managerin von landwirtschaftlichen Betrieben

Kaimanawa (sprich „Kei-man-oa“) Pferde sind Wildpferde aus Neuseeland, die auf einer Fläche von ca. 63.000 Hektar in den Kaimanawa-Gebirgsketten der Nordinsel leben. Wildpferde? Eigentlich nicht! Denn tatsächlich sind es verwilderte Pferde, die von Hauspferden abstammen. Genauso wie Mustangs aus Nordamerika oder australische Brumbies.

Und so war es auch hier: 1814 haben die ersten Siedler Exmoor- und Welsh Mountain Ponys auf ihren Segelschiffen mitgenommen, sie waren damals ein wichtiger Bestandteil des Pionierlebens. Ein Teil dieser Pferde wurde in den 1870er Jahren freigelassen, durch Flucht oder absichtliche Freisetzung aus Farmen und der Kavallerie haben sich andere Pferderassen wie Vollblüter, Araber, Standardbred (Trabrennpferde) und Clydesdale (Kaltblutpferde) mit ihnen eingekreuzt.

Der Mensch: der Verursacher! Die unkontrollierte Vermehrung der Pferde –  in Neuseeland gibt es keine Raubtiere – mit einem Bestand von über zweitausend Tieren hat dazu geführt, dass sie aufgrund Futtermangels in einem sehr schlechten Zustand waren. Den Farmern waren sie ebenfalls ein Dorn im Auge, da sie Weideschäden verursachten, einzigartige Pflanzenarten in der Region waren durch Abgrasen zunehmend vom Aussterben bedroht. 1992 wurde ein „Programm“ entwickelt, um den Bestand zu dezimieren: viele wurden geschlachtet oder einfach durch Abschuss aus der Luft getötet.

Kaimanawa Heritage Horses

Tierschutzorganisationen widersetzten sich diesem grausamen Vorgehen. Mittlerweile erfolgt die jährliche Zählung und Ausmusterung „Musters“ unter den wachsamen Augen der „Kaimanawa Heritage Horses“ (KHH) kaimanawaheritagehorses.org.  Helikopter fliegen über das Gebiet und treiben die Pferde langsam wie in Zeitlupe und ohne jegliche Panik auf abgesperrte Wiesen. Tierärzte achten darauf, dass das Prozedere so fürsorglich wie möglich durchgeführt wird und kontrollieren den gesundheitlichen Zustand der Tiere.

Der Verein „KHH“ engagiert sich ebenfalls dafür, dass die aussortieren Pferde an private Besitzer weitervermittelt werden. Wenn gewünscht, gehen die Pferde vorab an Personen wie beispielsweise Simone Frewin, die sie dann behutsam an Mensch und Grenzen eingewöhnt. Auch die Eignung der neuen Heime werden überprüft und die Besitzer im Umgang mit diesen Pferden begleitet.

Kaimanawas sind aufgrund ihrer Durchmischung oft recht unterschiedlich im Erscheinungsbild. Sie sind kräftig, gut bemuskelt und zeigen alle Farben. Sie erreichen ein Stockmaß von 120 bis 150 cm und zeichnen sich durch ihre Ruhe, Neugier und schnelle Auffassungsgabe aus. Der Name „Kaimanawa“ kommt übrigens aus der Maori Sprache und bedeutet übersetzt „Den Wind essen“, da das Futterangebot in dieser Bergregion sehr karg ist und nicht als Wind übrig ist.

Das Interview

Ranchgirls Blog

Gemeinsam mit Simone Frewin auf der Koppel

Wir besuchen Simone Frewin, früher ehrenamtliche „KHH“ „Muster“ Koordinatorin und Pferdefrau in ihrem gemütlichen Zuhause auf einem sanften Hügel. Ihr Haus ist umgeben von grünen Weiden, einer Koppel und einem Roundpen als Arbeitsbereich. Von ihrem Tisch aus im Garten kann man idyllisch ihre eigenen sowie die betreuten Kaimanawa Pferde beobachten, um die sie sich kümmert. Aktuell sind das 14 Hengste aus der letzten Ausmusterung, ihre beiden Hunde Spyder und Ludo springen spielend um uns herum. Überhaupt sehr „tierisch“ hier, Hühner und Schafe gehören ebenfalls zum Inventar.

Wir befragen Simone zu ihrem Pferdeleben und ihren weitreichenden Erfahrungen mit „KHH“, sie gibt uns einen Einblick in den Ablauf einer Ausmusterung.

Das Video mit deutschen Untertiteln dauert ca. 15 Minuten, du findest es auf unserem YouTube Kanal Interview mit Simone Frewin, Neuseelands Wildpferde zähmen.

Ein besonderer Moment

Ranchgirls Blog

Die Pferde folgen Simone

Nach dem Interview holt sie ihre Kaimanawa Hengstgruppe von einer entfernteren Weide und wir dürfen endlich ihre Pferde kennenlernen. Sie sind scheu wie Rehe, so dass sich unsere Bekanntschaft auf Basis einer wesentlichen Übung unseres Onlinetraining Planes Modul 1 ausrichtet: Streicheln! Und zwar zunächst nur an Kopf und Hals, mehr lassen die meisten Tiere in diesem frühen Stadium noch nicht zu. „Abhängig vom jeweiligen Pferd kann das einige Tage, aber auch bis zu 3 Monate dauern, bis der nächste Schritt erarbeitet wird“, erzählt Simone.

Ranchgirls Blog

Vertrauen aufbauen durch sanfte Berührung

Obwohl einer ihrer Hengste extrem „rüpelhaft“ erscheint, arbeitet sie ausschließlich daran, zunächst das Vertrauen der Pferde zu gewinnen. Das Thema Respekt kommt in der ersten Phase noch kaum zu tragen. Obwohl der kleine Hengst versucht unsere Reaktion abzutesten, indem er leicht nach uns schnappt, setzt Simone wenig Grenzen und drückt das Pferd nur sanft, aber bestimmt zur Seite. Zu wichtig ist ihr dieses erste Stadium, als strenger einzugreifen. Vertrauen aufzubauen ist ein wesentlicher Grundsatz in ihrer Arbeit mit den Wildpferden! Ihr Credo: Go at the horses pace – richte dich nach dem Tempo deines Pferdes!

Die Bestandteile des Videos:

  • Wie sieht dein Pferde-Werdegang aus?
  • Wie bist du mit den Kaimanawa Wildpferde in Berührung gekommen?
  • Erzähle uns etwas über den Verein „Kaimanawa Heritage Horses“ und deine Arbeit
  • Wie kann man sich ein „Muster“ vorstellen?
  • Wieviel kostet ein Kaimanawa Pferd?
  • Welchen Rat würdest du heute deinem „14-jährigen Ich“ in Bezug auf Pferde mitgeben?
  • Wann empfiehlst du NHS bei Pferden?
  • 3 Ratschläge an (zukünftige) Pferdebesitzer?
  • Spezielle Ratschläge für Kaimanawa Pferdebesitzer?
  • Was begeistert dich an am meisten an Kaimanawa Wildpferde?
  • Wie lange dauert es, bis sich in ihrer neuen Situation eingewöhnen?
  • Erkennen sich Kaimanawa Pferde später wieder?
  • Wer hat dich in deinem Pferdeleben am meisten beeinflusst?
  • Was ist das Schönste an deiner Arbeit mit Pferden?

Wir bedanken uns für das spannende Interview. 😉

Hand auf’s Herz

Hand auf’s Herz

Zugegeben, unser letzter Blog war etwas gemein, oder? Wer mag das schon hören, wie es nicht sein soll. Wir wissen doch ohnehin, wie es richtig geht und wie wir es erreichen können. Aber vielleicht ist es auch ärgerlich, weil man sich dann doch bei ein, zwei Punkten leicht ertappt fühlt. Konzentrieren wir uns doch auf das Positive beim Pferdetraining. Unser aller Ziel ist es doch, dass wir unser Pferd verstehen und unser Pferd uns versteht. Diese traute Vertrauensbasis, von der wir alle träumen. Vertrauen und vor allem Respekt werden einem aber nicht geschenkt, dass muss man sich hart erarbeiten.

Hand auf’s Herz

Wenn wir mit unseren Pferden beisammen sind, dann reiten wir meistens. Schnell aus der Box holen, putzen, reiten – ja gut, nachher gehen wir vielleicht doch noch kurz mit ihnen grasen. Reit-Training die eine Sache, wo wir uns weiter entwickeln möchten. Was auch immer: Dressur, Springen, Westernreiten oder Freizeitreiten. Wie gesagt – meistens aber geht es darum zu reiten und diverse Übungen dazu zu absolvieren. Genauso, als würden wir in einem Fitness-Club trainieren. Sicher gut für unsere Figur, Dehnung und Muskelaufbau. Aber wirklich schlauer im Kopf werden wir aber nicht dabei. Ich persönlich finde sporteln im Fitness-Center etwas langweilig und sehr anstrengend. Wie soll es da erst unseren Pferden gehen?

So – jetzt kommt das große ABER:

Die Verbindung mit unserem Pferd beginnt am Boden! Wenn wir ihren Kopf beschäftigen, mit ihnen experimentieren und ihnen erlauben neugierig zu sein. Wir dabei immer mehr ein Stück raus aus unserer Komfortzone gehen und gemeinsam tolle, neue Sachen erleben und positiv bewältigen. Stellen wir uns Konflikten, um diese zu lösen und versuchen wir nicht sie zu vermeiden. All diese Erlebnisse schweißen zusammen! Dadurch entsteht eine Beziehung mit unserem Freund. Aber sicher nicht durch Übungen, die wir stundenlang in gleicher Reihenfolge wiederholen. Das schafft nur stumpfe Blicke und gähnende Langeweile oder Unwillen. Und wir wollen doch natürliche Pferde, in ihrer ganzen Schönheit und Einzigartigkeit. Also ein Hoch auf die Abwechslung, Abenteuer und neue gemeinsame Wege. Trauen wir uns raus aus unserer Komfortzone! Für phlegmatisch/melancholisch veranlagte Menschen eine ganz große Übung, glaubt mir, ich weiß wovon ich spreche. Aber mit kleinen Schritten geht es – Hauptsache wir tun es. Denn die Welt wird nicht in der Komfortzone erobert! Punkt.

Übrigens – mit unserem schrittweise aufgebauten Online-Trainingsprogramm wird euch sicher nicht langweilig…

Aus Liebe zum Pferd, Eure Ranchgirls